Wild Beasts
„Boy King“
(Domino Records)
Da haben wir sie wieder, die Parallelität zwischen Ballsport und Populärmusik: Nur wenigen Vereinen gelingt bekanntlich der dauerhafte Aufstieg aus der Dritt- oder Zweitklassigkeit ins Oberhaus, wenn das dann einmal geschafft ist, reichen Mittel und Kräfte selten aus, um das Niveau zu halten, von höheren Weihen wie dem internationalen Wettbewerb ganz zu schweigen. Bei den Wild Beasts könnte es sich allerdings um eines jener raren Beispiele handeln, wo sich Genie und Ambition zu Großem paaren und denen es zudem gelingt, sich im Kreise der Etablierten festzusetzen. Den Durchmarsch markiert quasi ihr letztes Album „Present Tense“, zu dem einem nicht viel mehr einfiel als eine Aneinanderreihung von Superlativen, denn solch blitzeblanken und hochintelligenten Dancepop hatte vor ihnen schon lang keiner mehr zum Verzehr angeboten.
Mit „Boy King“, das darf man nun mutmaßen, stößt die Band in die Championsleague der EDM vor, spielt also auf Augenhöhe mit Künstlern wie Hot Chip, den Maccabees, Caribou, !!! oder Django Django. Und zwar nicht mit den bisherigen Bordmitteln, sondern durchaus neuen Tönen. Hatten sich die Wild Beasts bislang auf den Anmut ihrer Kompositionen und die betörende Stimme ihres Sängers und Bandleaders Hayden Thorpe verlassen, so lassen sie nun für „Boy King“ die Synths mal richtig spotzen und schnurpsen – gleich im zweiten Track „Tough Guy“ wird der Dream- zum Fuzz-Pop umgewidmet, um im Folgenden auch bei „Alpha Female“, „Get My Bang“ und „He The Colossus“ für schiefe Töne und Abwechslung zu sorgen. Dabei könnte es gut sein, dass die vier einfach nur die Grenzen zwischen Elektronik und Gitarre gekonnt verwischen, schließlich führen sie ja mit Ben Little einen waschechten Gitarristen auf der Payroll, der sicher auch mal Lust hat, den schillernden Hooks ein paar dreckige Riffs hinzuzufügen.
Das jedenfalls funktioniert prächtig, auch Thorpe fügt seinem Gesang ein paar neue Facetten hinzu, neben dem gewohnten Falsett darf es jetzt auch gern mal etwas drängender, dunkler und hintergründiger klingen. Der Sound erinnert, unterstützt vom Covermotiv des Albums, ein wenig an die futuristischen Comicstrips von Alan Moore und Dave Gibbons (The Watchmen) oder Steven Lisbergers legendäre CPU-Animation „TRON“, allesamt in Achtzigern entstanden. Das pocht, flackert und bleept gewaltig und ist mit einer Unmenge an spannenden Verzierungen versehen – derartiger Ideenreichtum verhilft dem Album, wenigstens in diesem Jahr, zu einem Spitzenplatz in der Endabrechnung. Punkt. http://wild-beasts.co.uk/
24.09. Hamburg, Reeperbahn Festival
16.10. Köln, Luxor
20.10. Berlin, Kesselhaus
23.10. Zürich, Rote Fabrik
Update: Schöner Jahresabschluß - die Wild Beasts covern Leonard Cohens "Hey, That's No Way To Say Goodbye".
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