Mittwoch, 22. Mai 2013

Kein Trost, nirgends

VÅR
„No One Dances Quite Like My Brothers“

(Sacred Bones)

Und wieder bittet die Finsternis zum Tanz. Was einigermaßen verwirrt ist der Name der Formation – ursprünglich als „WAR“ gestartet, ist daraus bald „VÅR” geworden und das bedeutet nun mal auf dänisch “Frühling” und will so nicht ganz zu den düsteren Klängen passen. Sei’s drum, Elias Bender Rønnenfelt, im Hauptberuf Sänger der Noisepunk-Band Iceage und Loke Rahbek, wiederum bei Sexdrome beschäftigt, werden sich schon ihren Teil dabei gedacht haben. Auch ‚Formation‘ ist trifft es eigentlich nicht ganz, VÅR firmieren eher unter ‘Multimediaprojekt’, die Stücke auf „No One Dances Quite Like My Brothers” wirken eher wie Performances, kühl, distanziert, tiefschwarz ohnehin – man sagt wohl jetzt Coldwave dazu. Die Klammer, die dieses Album als Referenz umschließt, kann mit Joy Division schnell benannt werden – sowohl das erste Stück (Begin To Remember) als auch das abschließende (Katla) erinnern allzu deutlich an “Atmosphere”, den genialen All-Time-Classic der Jungs aus Manchester. Dunkles Pochen und Wummern, eine rostige Tür quietscht in den Angeln, zähe Synthloops zu trostlosem Gesang – Aufmunterung ist hier nicht zu holen. Auch dazwischen wenig Änderung, es nebelt, mäandert, taumelt zu künstlichen Beats, mal verirren sich ein paar Gitarren- und Bläsersamples in trübe Gesamtbild (Motionless Duties), dann wieder lassen trockene Schläge den Körper zucken (The World Fell) – hier und nur hier denkt man kurz, VÅR könnten sich auch gut als ‘Mr. Hyde’ zu den gutmütigen Drums gesellen. Aber natürlich wären sie nicht bei Sacred Bones (Zola Jesus, Lust For Youth, The Men) gelandet, hätten sie sich nicht komplett der Schattenseite verschrieben. Ein reizvolles, wenn auch wenig erbauliches Album – aber der Frühling da draußen macht sich um seinen Namen dieser Tage auch nicht gerade verdient.

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