„Strange Pleasures“
(Sub Pop)
Soweit sind wir also schon. Kaum hört man eine Melodie, die sich auf ganz hinterhältige Art und Weise im Gehörgang festhaken konnte, hat man auch schon die passende TV-Kampagne vor Augen – Dandy Warhols, Lenka, Empire Of The Sun, Chromatics, Grouplove, ein neues Betriebssystem, überzuckerte Softdrinks, ein Kommunikationsspielzeug oder das Netz zu selbigem, irgendetwas findet sich immer und trotz aller ehrbaren Vorsätze hat es bisher noch jeden erwischt. Was nichts anderes heißt als: Still Corners können sich schon mal überlegen, wie sie auf lästige Anfragen der PR-Agenten reagieren wollen, denn ihr aktuelles Album „Strange Pleasures“ bietet jede Menge dieser eingängigen, lässigen Superpopsongs, mit denen sich umtriebige Konzerne gern schmücken.
Greg Hughes und Tessa Murray, die sich hinter dem Alias verstecken und mit ihrem Projekt in London beheimatet sind, verfertigen seit ihrem Debüt „Creatures Of An Hour“ einen stark elektronisch geprägten Dreampop, der sich gern mit der einen oder anderen Gitarrenspur schmückt. Die im Allgemeinen recht luftigen Tanznummern liegen nahe bei Anthony Gonzalez aka. M83 oder den Cvrches, man darf aber auch – gerade wegen Murrays zartem Stimmchen inmitten der sythetischen Klänge – Querverweise auf die Cocteau Twins notieren. Die zwölf auf dem Album enthaltenen Titel lassen sich dabei jeweils zur Hälfte in die besagten Ohrwürmer mit hohem Wiedererkennungsfaktor und in eher zurückhaltenende, sphärische Midtempostücke unterteilen.
Hier also „The Trip“, das schon unverschämt poppt, perlt und glitzert, „Berlin Lovers“ – der Song mit dem hübsch schnulzigen Rollschuh-Video, dazu noch „Beatcity“, „Fireflies“ und „We Killed The Moonlight“, alles mit einer wohldosierten Prise Melancholie versehen. Auch „Midnight Drive“ hat diesen Schmelz, diese dicken 90er Powerpopchords, das große Gefühl. Dagegen stehen dann die eher behäbigen, verträumten Nummern – „Beginning To Blue“, „Can’t Sleep“, „Going Back To Strange“ und das großformatige Titelstück am Ende. Hughes meint ja: „All these little bits, these tiny moments, that’s what I was trying to go back to. To bottle that up and put it into a song”, bei den letztgenannten muß er dann schon die XXL-Packung nehmen, um sie in vier Minuten unterzubringen. Doch auch wenn sich die beiden bei dem einen oder anderen Stück mal verheben, es bleibt doch ein gutes Sommeralbum – und jetzt her mit der klebrigen Zuckerbrause!
"Berlin Lovers" bei Subpop als kostenloser Download - hier.
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