Mittwoch, 13. Juli 2011

DFW_US: 1109 ff.



Lügen: "Ich stelle ein Bestimmungsbuch der verschiedenen Methoden zusammen. ... Soweit ich beobachtet habe, ... , werden manche Menschen beim Lügen ganz ruhig und fokussiert, ihr Blick wird ganz konzentriert und eindringlich. Sie wollen den Menschen, den sie anlügen, beherrschen. Den Belogenen. Ein anderer Typ wird fahrig und substanzlos und interpungiert seine Lüge mit selbstironischen kleinen Gesten und Geräuschen, als wäre Gutgläubigkeit dasselbe wie Mitleid. Wieder andere begraben die Lüge unter Unmengen von Abschweifungen und Randbemerkungen, als wollten sie die Lüge mit all den irrelevanten Daten durchrutschen lassen wie einen winzigen Käfer, der es durch ein Fliegengitter schafft. ... Dann gibt es eine Sorte, die nenn ich Kamikaze-Lügner. Die erzählen Dir eine surreale und absolut unglaubliche Lüge, und dann spielen sie dir eine Gewissenskrise vor, nehmen die erste Lüge zurück und ersetzen sie durch die Lüge, die du ihnen eigentlich abkaufen sollst, so daß die ernst gemeinte Lüge schon als ein Zugeständnis rüberkommt, als ein Abkommen mit der Wahrheit. ... Oder der Typ, der die Lüge total ausklügelt, sie mit Rokoko-Ausschmückungen von Einzelheiten und Ergänzungen armiert, und das verrät ihn allemal. ... Ich habe jetzt also eine Untergruppe des Über-Ausklüglers eingeführt, den Lügner nämlich, der mal ein Über-Ausklügler war und irgendwann geschnallt hat, dass ihn die Rokoko-Verzierungen jedes Mal verraten haben, und jetzt hat er seine Taktik geändert und lügt kurz und knapp, fast schon gelangweilt, als wäre das, was er sagt, zu offenkundig wahr, um Zeit damit zu verschwenden."

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