Mittwoch, 25. Februar 2009

Gehört_13



U2 „No Line On The Horizon“ (Island)
Verdammt! Verdammt, verdammt – möchte man mit Uma Thurman schreien. Denn nichts eignet sich bekanntlich besser für einen sauberen Verriß als ein neues U2-Album. Und nach der ersten Single war die Hoffnung riesengroß, dass es diesmal garantiert etwas werden würde mit der längst überfälligen Hinrichtung – „Get On Your Boots“ ist wirklich ein ausgesucht übles Stück Musik, billigster Schweinerock wäre noch ein Kompliment für diese Dreiminutenvierundzwanzig kompletten Versagens. Oder wie ein anderer Blogger so schön schreibt: "Get on your boots" is absolutely the worst, most annoying, recycled-from-previous-U2-songs I've ever heard, and if I can go the rest of my life without ever hearing it again, I will consider my life a success.”

Also auf zur Guillotine: Press Play! Mist, das Titelstück “No Line On The Horizon” muß ein Ausrutscher sein, das ist allerbeste “Achtung Baby”-Ware, okay, kann passieren. „Magnificent“ – komisch, wieder so ein Brecher, The Edge in Topform, die Gitarren jammern mit Bono um die Wette, alles ein grandioses Klagen und Jaulen, sehr schön soweit. Auch bei „Moment Of Surrender“ und „Unknown Caller“ kein bemerkenswerter Ausrutscher, das sind durchweg grundsolide U2-Songs. (Da scheint dann wohl mein Dilemma zu stecken: Bin ja mit „War“, „Boy“ und „October“ sozialisiert worden, fand „The Joshua Tree“ bahnbrechend und besagtes „Achtung Baby“ einen achtbaren Nachfolger – soll heißen, wenn U2 ganz bei sich sind, dann bin ich irgendwie auch wieder bei ihnen ...) Dann – mit „I’ll Go Crazy...“ kommt der erste Ausreißer, schwächere Kost, zu breitbeinig, Text zu blöd – geht’s jetzt wieder in den Popzirkus? Mit den angesprochenen „Boots“ in jedem Falle, und zwar mit Riesenschritten. Das folgende „Stand Up Comedy“ kann auch nicht so recht überzeugen, erinnert zu sehr an den modernisierten Brechstangenrock der Vorgängeralben. Aber verdammt (eben!) mit „Fez – Being Born“ ist der Spuk schon wieder vorbei, schöner Schieber, noisegetrieben, gefällt. Großes Gefühl auch noch, natürlich – „White Snow“ ist eine gelungene Balzballade mit etwas viel Kolleratur, kein „One“, kein „With Or Without You“, aber fein anzuhören. Der finale Abgesang – nach dem eher durchschnittlichen „Breathe“ – ist dann „Cedars Of Lebanon“, fast Sprechgesang, gebremster Backround, zurückgenommen, verhalten, erstklassig.

Die Platte endet also so gut wie sie begonnen hat, und – noch mal: Verdammt! – bei 12 verzichtbaren bleiben immer noch knapp 45 akzeptable bis wunderbare Minuten. Und das reicht, weiß Gott, für keinen Verriß. Aber wartet’s nur ab, Euch krieg ich schon noch!
Vor dem Kauf: Anhören auf LastFM

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