Lou Reed & Metallica „Lulu“ (Mercury)
Im Großen und Ganzen gibt es neben der gänzlich unvoreingenommenen Sicht zwei Wege, sich diesem gewaltigen Brocken von einem Album zu nähern. Vermutlich wird das Interesse der hartgesottenen Metal-Fraktion an der Kollaboration recht schnell dahin sein – ein Blick in einschlägige Foren genügt um zu wissen, dass die Toleranzschwelle, was solche ungewöhnlichen Projekte angeht, recht niedrig ist, „Kunstkacke“ ist danach noch eine eher freundliche Umschreibung. Metallica genießen ja in Schwermetallerkreisen schon lange nicht mehr den unbegrenzten Kredit ihrer Anfangstage, seit dem in aller Welt gefeierten schwarzen Album und dem Einzug des Balladesken ins Spätwerk der Amerikaner wandten sich mehr und mehr Anhänger von ihren Lieblingen ab und kompromissloseren Spielarten des Genres wie Drone-, Doom- oder Blackmetal zu. Was ihnen auf „Lulu“ geboten wird, wird bis auf Ausreißer wie das Gebolze von „Pumping Blood“ oder das Sperrfeuer in „Misstress Dread“ auf Befremden und wenig Gegenliebe stoßen. Soweit der eine Teil.
Was die Fans von Lou Reed angeht, so wird sie dieses Unternehmen nicht ganz so unvorbereitet treffen. Der knapp 70jährige Grantler ist ja bekannt für seine eigenwillige Experimentierlust, seine Spleenigkeit ist legendär und über die Dauer seines Schaffens kann man durchaus ein Faible für Eisenhaltiges erkennen. Angefangen mit dem sagenhaften Fall des Metalltablettstapels für die Aufnahme zu „European Son“ seiner Band Velvet Underground im Jahr 1967 über das schier ungenießbare Epos „Metal Machine Music“ von 1975 – die Partnerschaft mit Metallica erscheint fast zwangsläufig und will auch sonst gut zu einem Mann passen, der nichts mehr liebt als die Irritation und Konformität scheut wie der Teufel das Weihwasser.
Was aber soll man machen, wenn der Urheber eines so umfang- wie abwechslungsreichen Oevres dieses selbst mit den Worten diskreditiert, er habe in seinem langen Musikerleben nie etwas Besseres geschaffen als die vorliegende Wedekind-Adaption? „Berlin“, „Coney Island Baby“, „Legendary Hearts“, das sagenhafte Live-Album „Take No Prisoners“, selbst das spätreife „New York“ – alles das nichts gegen neunzig Minuten schwülstiger, körpersaftgetränkter Nahkampf? Schwer vorstellbar. Und auch egal. Denn Reeds Lust am Small Talk auf Presseterminen steht bekanntlich in umgekehrtem Verhältnis zur Größe seines Egos und warum ihm ein nervender Schreiberling dieses erstaunliche Bekenntnis abringen konnte ist deshalb eher zweitrangig.
„Lulu“ bleibt trotzdem ein sehr zwiespältiges Erlebnis. Schon die erste Auskopplung – das grummelnde „The View“ – ließ solches ahnen, auch der Rest der instrumentierten Monologe ist schwer verdauliches Kraftfutter. Hätte Reed die Arbeitsteilung von vornherein strikter geregelt – „Ich schreibe und singe, ihr spielt.“ – das Album wäre ein besseres geworden. So jedoch geht einem James Hetfields breitbeinige Begleitung in jedem zweiten Chorus bald mächtig auf den Zeiger, ohnehin fragt man sich, wozu es der Metaller bedurfte, wenn Reed die besten Stücke, wie das knorrige „Iced Honey“ oder auch die reduzierten Töne von „Little Dog“ und „Junior Dad“ problemlos hätte mit seiner Hauskombo bewerkstelligen können. So jedenfalls ist man schon nach einem Durchlauf taub in der Birne und bleibt etwas ratlos zurück. Kein großer Wurf, die Kulturrevolution auch nicht – ein interessanter Ansatz vielleicht, mehr nicht.
http://www.loureedmetallica.com/
Im Großen und Ganzen gibt es neben der gänzlich unvoreingenommenen Sicht zwei Wege, sich diesem gewaltigen Brocken von einem Album zu nähern. Vermutlich wird das Interesse der hartgesottenen Metal-Fraktion an der Kollaboration recht schnell dahin sein – ein Blick in einschlägige Foren genügt um zu wissen, dass die Toleranzschwelle, was solche ungewöhnlichen Projekte angeht, recht niedrig ist, „Kunstkacke“ ist danach noch eine eher freundliche Umschreibung. Metallica genießen ja in Schwermetallerkreisen schon lange nicht mehr den unbegrenzten Kredit ihrer Anfangstage, seit dem in aller Welt gefeierten schwarzen Album und dem Einzug des Balladesken ins Spätwerk der Amerikaner wandten sich mehr und mehr Anhänger von ihren Lieblingen ab und kompromissloseren Spielarten des Genres wie Drone-, Doom- oder Blackmetal zu. Was ihnen auf „Lulu“ geboten wird, wird bis auf Ausreißer wie das Gebolze von „Pumping Blood“ oder das Sperrfeuer in „Misstress Dread“ auf Befremden und wenig Gegenliebe stoßen. Soweit der eine Teil.
Was die Fans von Lou Reed angeht, so wird sie dieses Unternehmen nicht ganz so unvorbereitet treffen. Der knapp 70jährige Grantler ist ja bekannt für seine eigenwillige Experimentierlust, seine Spleenigkeit ist legendär und über die Dauer seines Schaffens kann man durchaus ein Faible für Eisenhaltiges erkennen. Angefangen mit dem sagenhaften Fall des Metalltablettstapels für die Aufnahme zu „European Son“ seiner Band Velvet Underground im Jahr 1967 über das schier ungenießbare Epos „Metal Machine Music“ von 1975 – die Partnerschaft mit Metallica erscheint fast zwangsläufig und will auch sonst gut zu einem Mann passen, der nichts mehr liebt als die Irritation und Konformität scheut wie der Teufel das Weihwasser.
Was aber soll man machen, wenn der Urheber eines so umfang- wie abwechslungsreichen Oevres dieses selbst mit den Worten diskreditiert, er habe in seinem langen Musikerleben nie etwas Besseres geschaffen als die vorliegende Wedekind-Adaption? „Berlin“, „Coney Island Baby“, „Legendary Hearts“, das sagenhafte Live-Album „Take No Prisoners“, selbst das spätreife „New York“ – alles das nichts gegen neunzig Minuten schwülstiger, körpersaftgetränkter Nahkampf? Schwer vorstellbar. Und auch egal. Denn Reeds Lust am Small Talk auf Presseterminen steht bekanntlich in umgekehrtem Verhältnis zur Größe seines Egos und warum ihm ein nervender Schreiberling dieses erstaunliche Bekenntnis abringen konnte ist deshalb eher zweitrangig.
„Lulu“ bleibt trotzdem ein sehr zwiespältiges Erlebnis. Schon die erste Auskopplung – das grummelnde „The View“ – ließ solches ahnen, auch der Rest der instrumentierten Monologe ist schwer verdauliches Kraftfutter. Hätte Reed die Arbeitsteilung von vornherein strikter geregelt – „Ich schreibe und singe, ihr spielt.“ – das Album wäre ein besseres geworden. So jedoch geht einem James Hetfields breitbeinige Begleitung in jedem zweiten Chorus bald mächtig auf den Zeiger, ohnehin fragt man sich, wozu es der Metaller bedurfte, wenn Reed die besten Stücke, wie das knorrige „Iced Honey“ oder auch die reduzierten Töne von „Little Dog“ und „Junior Dad“ problemlos hätte mit seiner Hauskombo bewerkstelligen können. So jedenfalls ist man schon nach einem Durchlauf taub in der Birne und bleibt etwas ratlos zurück. Kein großer Wurf, die Kulturrevolution auch nicht – ein interessanter Ansatz vielleicht, mehr nicht.
http://www.loureedmetallica.com/
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