Montag, 11. März 2019

The Faint: Elektrische Helden

Jetzt also doch noch ein wenig Retrospaß: Eine sehr beliebte Quizfrage war und ist immer noch, bei welcher bekannten Band Conor Oberst vor Beginn seiner Karriere mit den Bright Eyes denn wohl Dienst tat - und man kann die entgeisterten Gesichter gar nicht oft genug anschauen, die bei Nennung von The Faint erscheinen. Okay, bei Hits wie "Agenda Suicide" war er schon lange nicht mehr an Bord, da waren die Amerikaner schon komplett elektrifiziert und hatten mit dem späteren Gitarrenfolky wirklich nicht mehr viel gemeinsam. Jetzt jedenfalls gibt es von dem Quintett aus Omaha wieder ein Lebenszeichen, vor einigen Wochen erschienen die ersten Combacksingles "Alien Angel" und "Chameleon Nights", nun mit "Quench The Flame" eine weitere, nicht minder gelungene. Das Album "Egowork" ist für Ende dieser Woche bei Saddle Creek vermerkt.





Yes We Mystic: Dem Namen die Ehre

Was da wohl passiert ist? Vor drei Jahren haben wir die kanadischen Yes We Mystic noch als die legitimen Nachfolger von Coldplay angepriesen, die ihre mutmaßlichen Vorbilder im Handstreich übertreffen - damals war gerade ihr Album "Forgiver" erschienen und darauf schwelgte und croonte es in höchsten und weichsten Tönen. Und nun? Hat Sänger Adam Fuhr selbst die Produktion übernommen und stellt mit "Please Bring Me To Satisfy" und ganz aktuell "Young Evil" zwei wirklich sehr interessante Stücke des kommenden Werkes "Ten Seated Figures" vor - dichter, vertrackter Artpoprock. Und, ja: Jetzt machen sie ihrem Namen endlich alle Ehre. Am 19. April kommt die Platte bei DevilDuck Records und eine Tour gibt's auch dazu.

23.05.  Köln, Die Kantine
24.05.  Hamburg, Molotow
25.05.  Magdeburg, Moritzhof
26.05.  Langenberg, KGB
28.05.  Hamburg, Midnight Mango Hamburg
29.05.  Chemnitz, Aaltra
30.05.  Bremen, Pusdorf Studios
03.06.  Berlin, Privatclub

Dave: Schwarzer Stolz [Update]

Einen ziemlich großen Schatten wirft dieses Album voraus: David Orobosa Omorgie, besser bekannt unter seinem Moniker Santan Dave oder einfach nur Dave, hat nach seinen letzten EP "Game Over" und "Six Paths" bzw. den wirklich ganz vorzüglichen Singles "Funky Friday" und "Hangman" für den 8. März endlich sein Debütalbum "Psychodrama" angekündigt. Flankiert wird dieses von der ersten Vorauskopplung "Black", hier mit dem Video von Nathan James Tettey und Edem Wornoo - der Inhalt ist selbsterklärend.

Update: Und hier kommt ein weiterer, brillanter Track des 20-jährigen, ein Stück über seine Heimat, den Londoner Stadtteil Streatham.







Sonntag, 10. März 2019

Stuart A. Staples: Bis zur Unendlichkeit

Schwarzes Loch, gelbes Licht und ein Mädchen namens Willow. Schon einige Zeit bekannt, wollen wir heute einen Post nachholen, der um den neuen Film von Regisseurin Claire Denis kreist. Kreisen ist in diesem Falle sogar wörtlich und hier kosmisch zu verstehen, denn der Film nennt sich "High Life" und spielt außerhalb unseres Sonnensystems - dort schweben auf gefährlicher Mission Monte, Boyse, Elektra und eben Willow, ausgesandt, um die Möglichkeit der Energiegewinnung eines sogenannten Schwarzen Lochs für die Menschheit zu untersuchen. Robert Pattinson als Schwerverbrecher, Juliette Binoche in der Rolle einer zwielichtigen Ärztin und Lars Eidinger als Kapitän eines Raumschiffs - das SciFi-Drama kann mit prominenter Besetzung und vielen Überraschungen aufwarten. Und auch beim Soundtrack wurde nicht gespart, denn Stuart A. Staples, Sänger der Tindersticks, zeichnet hierfür verantwortlich. Ein erster Song daraus ist seit kurzem erhältlich, "Willow" kommt mit einem fast meditativen Videoclip daher, der wiederum in Zusammenarbeit mit dem dänischen Künstler Ólafur Elíasson entstanden ist, der auch am Filmset kräftig mitgeholfen hat. Der komplette Soundtrack soll am 5. April erscheinen, der Film selbst kommt am 30. Mai in die deutschen Kinos.



SOAK: Wirre Träume

Nicht ganz so jenseitig, aber dennoch sehr reizvoll präsentiert sich seit einigen Wochen Bridier-Monds Watson alias SOAK für ihr angekündigtes Album "Grim Town", das am 26. April bei Rough Trade erscheinen wird. Dabei ist der Sound der jungen Irin Mal um Mal tanzbarer, eingängiger geworden, was man auch an der neuen Single "Déjà Vu" hören kann, die hier mit einem Video von Brother Willis und Wethepeople kommt. Ziel sei es gewesen, so der Regisseur, die Künstlerin in einem wilden, wirren Traum in beiden Rollen, der Performerin und der Beobachterin also, zu zeigen, ganz so, als habe David Lynch seine Finger mit im Spiel gehabt. Zwei weitere Stücke haben wir hier übrigens schon vorgestellt, die Spannung bleibt also groß.

ALASKALASKA: Mitdenken erlaubt

Das allerdings ist dann schon eher eine sehr eigenwillige Mischung aus Pop und Performance: Das Kollektiv dahinter nennt sich ALASKALASKA und kommt aus London. 2016 hat Lucinda Duarte-Holman, die Sängerin und Songschreiberin der Band, ihre Kollegen kennengelernt, seither sind eine EP und diverse Singles erschienen. Die flirrende Mischung aus Post-Punk, Pop und Jazz findet sich nun endlich auch auf einem kompletten Albumdebüt wieder, das unter dem Namen "The Dots" am 3. Mai bei Marathon Artists erscheinen soll. Auf der ersten Single "Moon" und dem dazugehörigen Video nimmt sich Duarte-Holman auf bildhafte Weise das Auf und Ab des weiblichen Körpergefühls während des Menstruationszyklus' zum Thema, gedreht haben Cora Rodriguez und Elliott Arndt - es darf also gern mal etwas mitgedacht und -empfunden werden.

Art Brut vs. Sofia Portanet: Modern Art meets Wanderratte

Und noch einmal zwei gute Nachrichten in einer: Für den April stehen endlich die längst fälligen Konzerttermine von Eddie Argos und Art Brut an - deren gelungenes Album "Wham! Bang! Pow! Let's Rock Out!" wäre eine ziemlich unvollständige Sache geblieben, würde es nicht ausgiebig gefeiert werden. Und im Vorprogramm der meisten Auftritte wird, damit zum nächsten Glücksfall, die Berlinerin Sofia Portanet zu sehen und zu hören sein, im vergangenen Jahr mit den Singles "Freier Geist" und "Wanderratte" schwer auf Rotation. Die gebürtige Kielerin, die über Paris in die Hauptstadt gelangt ist, hat ein Faible für Krautrock und den Sound der Neuen Deutschen Welle, unverkennbar stecken also Bezüge zu DAF, Ideal und NEU! in ihren Stücken. Den Track "Wanderratte", dem ein Gedicht von Heinrich Heine zugrunde liegt, gibt es jetzt übrigens auch in einer englischsprachigen Version called "Wandering Rat". Und wer weiß, vielleicht geben Argos und Portanet ja auf der Bühne als Wahlberliner ein gemeinsames Duett?

13.04.  Berlin, Urban Spree
14.04.  Köln, Artheater
15.04.  München, Hansa 39*
16.04.  Wien, Arena*
17.04.  Dornbirn, Spielboden*
20.04.  Laufen, Biomill*
21.04.  Wil, Gare de Lion*
(* Termine mit Sofia Portanet)



Samstag, 9. März 2019

Ricky Dietz vs. Steiner und Madlaina: Hüftschwung²

Zweimal Tanzen zum Wochenende - und zwar komplett Grundverschiedenes: Da hätten wir zum einen Ricky Dietz. Kann sich jetzt keiner was drunter vorstellen - schon eher wenn wir Pierre Baigorry alias Peter Fox (Seeed) und den Kanadier Sway Clarke erwähnen, die sich hinter dem Zweimannprojekt verbergen. Das Video zum Tune "Lemonade Drip" kommt als unterhaltsamer Plattenbau-Schwof zu federndem Zweieinhalbminüter, der einfach maximal entspannten Spaß bringt. Ebenso spaßig, allerdings andere Schiene, ist der Clip zur aktuellen Single von Steiner und Madlaina, die sich ihren schwyzerdütschen Song "Herz vorus id Wand" vom Album "Cheers" haben von Freunden nachtanzen lassen - auch eine Möglichkeit. Na dann, laßt mal schön die Hüften schwingen...



Ice Baths: Weiterfrieren

Vor ungefähr einem Jahr sind die Londoner Ice Baths hier schon sehr positiv aufgefallen, da erschien ihr gleichnamiges Debüt und die Frostigkeit, die darauf anklang, ließ einen nicht nur wohlig schaudern, sondern auch in Erinnerungen an Joy Division und - in der Kausalkette weiter hinten angeordnet - an Interpol denken. Nun planen die vier Herren die Veröffentlichung einer neuen EP namens "Decadent Sprinter", wieder auf dem Label Blank Editions. Eines der darauf enthaltenen Stücke ist "Simulation", hier im Stream.

Freitag, 8. März 2019

Von Wegen Lisbeth: Endlich wieder neue Lieder

Irgendwie scheint Matthias Rohde ein ununterdrückbares Faible für deutsche Supermärkte zu haben. Denn nachdem Von Wegen Lisbeth aus Berlin auf ihrem Debütalbum "Grande" noch dem Pennymarkt ein kleines Denkmal setzten, ist nun Kaiser's Tengelmann dran. Egal, wichtig ist einzig die Nachricht, daß die Band endlich ihr neues Album angekündigt hat. Man hatte ja schon gedacht, die fünf würden auf ewig mit ihren (gleichwohl großartigen) Dauerbrennern vom Erstling touren müssen, nun: Aufatmen. Und auf "sweetlilly93@hotmail.com" wäre man auch so schnell nicht gekommen, denn genau das ist der Titel der Platte, die für den 3. Mai terminiert wurde. Und, klar, Tour (Britz California!) gibt's natürlich auch - ranhalten heißt es hier allerdings, denn die Meute giert nach neuen Liedern! Das erste gleich hier vor Ort, der "Lieferandomann".



17.05.  Berlin, Columbiahalle
18.05.  Berlin, Columbiahalle
26.09.  Magdeburg, Factory
27.09.  Rostock, Moya
28.09.  Hamburg, Große Freiheit 36
29.09.  Hamburg, Große Freiheit 36
30.09.  Hamburg, Große Freiheit 36
02.10.  Osnabrück, Hyde Park
04.10.  Dresden, Alter Schlachthof
05.10.  Erlangen, Heinrich-Lades-Halle
10.10.  Wien, Arena
11.10.  Linz, Posthof
12.10.  Graz, Orpheum
14.10.  Zürich, Dynamo
15.10.  Bern, Dachstock
18.10.  Stuttgart, Wagenhallen
19.10.  Wiesbaden, Schlachthof
21.10.  Saarbrücken, Garage
25.10.  Köln, Palladium
26.10.  Bremen, Pier 2
27.10.  Leipzig, Haus Auensee
29.10.  München, Tonhalle
01.11.  Dortmund, Warsteiner Music Hall
02.11.  Hannover, Swiss Life Hall
09.11.  Berlin, Columbiahalle

Black Mountain: Wieder daheim

Einhundertachtzig Grad gedreht und dann mit dem Katapult zurück, floating in space, back to the Seventies: Da waren Black Mountain, das kanadische Rockungetüm um Sänger Stephen McBean, eigentlich schon immer beheimatet, da fühlten und fühlen sie sich am wohlsten. Das hört man dann auch ihrer neuen Single "Future Shade" an, die so herrlich oldschoolmäßig zwischen Psych- und Hardrock dahinbrettert. Am 24. Mai kommt dann ihr nächstes Album "Destroyer" bei Jagjaguwar mit sieben weiteren Songs heraus, es folgt dem im Jahr 2016 erschienenen "IV". Und wir gönnen uns noch mal fünf Minuten Zeitschleife ...

Versing: Zwangsläufig [Update]

Wenn Krach nicht aus Seattle kommt, dann wissen wir auch nicht. Diese vier Herren hier haben mit/in ihrer Heimatstadt jedenfalls nichts falsch gemacht: Das Quartett Versing, bestehend aus Daniel Salas (Gesang/Gitarre), Graham Baker (Gitarre), Max Keyes (Drums) und Bassist Kriby Lochner wird am 3. Mai bei Hardy Art sein Debüt "10000" veröffentlichen, die erste Single "Tethered", die hier mit Video kommt, thematisiert unseren Umgang miteinander, unsere sozialen Beziehungen oder eben auch die Vernachlässigung derselben.

Update: Und sie legen noch einmal nach - hier kommt mit "Offering" der zweite Song vom Album vorab.



Donnerstag, 7. März 2019

Masha Qrella: Überlebenslied

Mancher Song, manche Zeile klingt so uneitel und einfach, dass viele Worte darüber die Wirkung nur schmälern würden, so ganz ohne Erläuterung kommen wir aber doch nicht aus: Masha Qrella, in Berlin beheimatete Deutsch-Russin, hat gerade mit einem neuen Lied eine neue EP und damit für den Herbst auch ein neues Album angekündigt - erstmals bei Staatsakt, erstmals in deutscher Sprache. Bislang hatte die Künstlerin ihre Arbeiten vorwiegend bei Morr Music veröffentlicht, dieser Schritt ist deshalb eine Zäsur für sie - ankündigten tut sie diese mit "Day After Day". Das Stück geht auf eine Gedicht des Berliner Dramatikers Heiner Müller zurück, in welcher dieser wiederum einen Song von David Bowie ("All The Madmen") aufgreift und weiterspinnt. Sie macht das ebenfalls, ihre anlehnenden Worte "Vielleicht werde ich alles überleben, was ich geliebt hab und nicht geliebt, ..." nehmen also im Refrain eine Schlüsselstellung ein und lassen das Lied weit und tief schwingen. Die EP, benannt nach dem besagten Titelsong, erscheint am 15. März, eine kleine, feine Tour folgt.

16.03.  Fulda, Rösterei Kaffeekultur
17.03.  Münster, Pension Schmidt   
26.03.  Köln, Die hängenden Gärten von Ehrenfeld   
27.03.  Frankfurt, Cave   
05.04.  Wien, Fluc
06.04.  München, Milla   
07.04.  Berlin, Lido

Mittwoch, 6. März 2019

Lambchop: Nie frei von Ironie [Update]

Dass der Mann im kommenden Jahr wieder einmal die Bühnenbretter inspizieren würde, die er im besten Falle vor vielen Jahren selbst verlegt hat, war schon seit einigen Tagen klar. Und nun wissen wir auch, warum: Kurt Wagner, seines Zeichens hoch verehrter Kreativkopf der Band Lambchop aus Nashville, hat gerade via Merge Records die Veröffentlichung eines neuen Albums für den März 2019 verkündet. "This (Is What I Wanted To Tell You)" ist, glaubt man dem Label, die vierzehnte Platte des Künstlerkollektivs, weil die Zahl dreizehn aus Gründen des Aberglaubens wie bei Hotelaufzügen ausgespart wurde. Entstanden ist sie in Zusammenarbeit mit dem Bruder des Labeleigners, Matt MacCaughan lieferte demnach die Synthesizer-Spuren, an welchen sich dann Lambchop und Wagner abarbeiten durften. Das Ergebnis wird, wie auch schon das phänomenale Vorwerk "FLOTUS", mit Sicherheit so überraschend wie spannend sein, die erste Single "The December-ish You", läßt uns schon mal vorschwelgen. Sein lakonischer Kommentar zum Song: "Picture yourself on a boat on a river, with tangerine trees and marmelade skies ... This is not that." Den Bezug zwischen Coverfoto und Albumtitel darf man sich übrigens selbst denken - mit einem leichten Schmunzeln.

17.04.  Leipzig, Felsenkeller
18.04.  München, Muffathalle
19.04.  Wien, WUK
20.04.  Darmstadt, Centralstation
24.04.  Bern, Dachstock
25.04.  Zürich, Rote Fabrik
26.04.  Berlin, Funkhaus
27.04.  Köln, Gloria
29.04.  Hamburg, Elbphilharmonie

Update: Und hier kommt ein Dance-Hit (indeed!) - der zweite Song vom neuen Album namens "Everything For You" ... und gleich hinterher Nummer drei "Crosswords, Or What This Says About You".





Fontaines D.C.: Von allgemeinem Interesse [Update]

Also diese fünf Herren gehörten im vergangenen Jahr definitiv zum Besten, was wir an britischem Punk anzukündigen hatten. Ups - aufpassen: Denn die Fontaines D.C. klingen zwar britisch, sind aber ganz sicher Iren und zwar aus Dublin. "Liberty Bell" und "Rocket To Russia" waren die ersten Songs, mit denen sie hier aufgetaucht sind, mehr mit ähnlicher Power kamen bald hinzu und im November gab's dann mit "Too Real" und "The Chucoo Is A-Callin" die letzten Kostproben zur laufenden Tournee. Mittlerweile sind ist die Band in aller Munde und ist es mittlerweile von gesteigertem Interesse, wie es denn jetzt weitergeht. Die Antwort konnte heute auf sehr erfreuliche Art geklärt werden - mit dem langerwarteten Debütalbum. Dieses soll auf den Namen "Dogrel" hören und am 12. April bei Partisan Records erscheinen. Und auch wenn für's laufende Jahr erst einmal nur noch ein Festival-Termin (Immergut/Neustrelitz) bekannt ist, sind wir's zufrieden und hören einstweilen die neue Single "BIG".

31.05.  Neustrelitz, Immergut Festival
04.11.  Köln, Gebäude 9
05.11.  Berlin, Bi Nuu

Update: Single um Single pirschen sie sich an ihr Debüt heran und auch das aktuelle Stück "Roy's Tune" macht das Warten nicht einfacher - ein wunderbar gefühliger Midtemposong.



Dienstag, 5. März 2019

Yacht Punk: Nichts von beidem, trotzdem gut

Man sollte sich von dem Namen nicht zu viel oder zumindest nicht das Falsche erwarten: Dass Sänger und Bandgründer Graham Bockmiller eine Zeit lang osteuropäische Akt-Kalender sammelte, macht sich in der Vita zwar als Randnotiz ganz lustig, ansonsten sind Yacht Punk aus Los Angeles aber eine ziemlich bodenständige Truppe - ganz ohne Yacht und auch ganz ohne Punk. Graham, der zuvor bei der Formation Great White Buffalo Dienst tat, und seine drei Kollegen spielen angenehm abgehangenen Indierock, mal mit romantischer, mal mit krachiger Note. Hier zu hören mit der neuen Single "Radar" und ebenso aktuell das Video zu "Indian Summer".


Granada: Bilderwelten [Update]

Granada
„Ge bitte!“

(Karmarama)

Mit dem Dialekt ist das so eine Sache, er kann manchmal kräftig missverstanden werden. Wenn zum Beispiel ein Bayer „Geh weida!“ sagt, dann ist das beileibe keine böswillige Aufforderung an den Gegenüber, möglichst umgehend das Weite zu suchen, es drückt eher ein interessiertes Staunen aus. Das „Ge Bitte!“ des Österreichers wiederum hat mit einer höflichen Bitte nicht viel gemeinsam, diese Redewendung ist eher als ungläubige, genervte Entgegnung gedacht, einen doch künftig mit solchem Schmarren in Ruhe zu lassen. Wobei die Jungs von Granada hier wohl eher eine allgemeine Stimmung wiedergeben wollen, Grantler sind die fünf ja eher keine. Nur eben lässige Burschen, die ihre steirische Mundart nicht verstecken und seit dem Debüt 2016 sowohl die globale als auch die unmittelbare Befindlichkeit der Gesellschaft in den lässig, pointierten Versen ihrer Lieder spiegeln. Und das reicht von bissig sarkastisch über humorvollen Überschwang bis hin zu liebenswert und gemütvoll, Granada sind Meister der Ausgewogenheit und auch auf dem neuen Album gelingt ihnen diese Balance scheinbar mühelos.


  
Gleichwohl hatte man befürchtet, dass mit der ersten Single „Die Stodt“, welche ja nun einiges an politischer Beobachtung und düsterer Vorausschau enthält, auch die Leichtigkeit im Ganzen verlorengehen würde – die Umstände dort, hier, überall wären ja dazu angetan. Trotzdem falscher Alarm, diese erste Auskopplung bleibt eigentlich die einzige mit so eindeutigem Bezug zu heraufdämmerndem Populismus und brauner Angtsmache und Kleingeisterei, Thomas Petritsch sucht und findet eher kluge Sinnbilder für seine Texte, um das Große ins Kleine zu holen und so für mehr Nähe und Vertrautheit zu sorgen. Und eben auch nicht zu verstören, wie er sagt. Da werden die aufgedrehte und oft auch aufgesetzte Betriebsamkeit ebenso auf’s Korn genommen („Miad vom tanzen“) wie die abgehobenen Parallelwelten und Oberflächlichkeiten („Marie“/“Prada“), engstirnige Rachsucht karikiert („Berlin“) und gefährliche Liebe mit Haut und Haar besungen („Messer“).



Mal versunken im Regen von Mallorca, mit hochrotem Kopf und schwitzendem Leib in der „Sauna“ oder hoffnungslos versoffen, die Flasche Gin im Arm – Granada gelingt ein wunderbarer, sehr menschlicher Reigen über die Schwächen, Schwärmereien und Ärgernisse unserer Tage. Der Dreiklang aus „Kopf verlorn“, „Vom Herz kummt“ und „Verwoitn“ ganz zum Schluss ist ohne Zweifel große Liedkunst, wobei die Ehre für den Kehraus (ähnlich wie bei der „Taube im Glas“ vom Vorgänger) wieder Gitarrist Lukacz Custos gebührt, der hier zu kleiner Kapelle ein tiefschwarzes Bild von Fremdbestimmtheit und Fatalismus zeichnet. Für den Optimisten, so sagten sie kürzlich, gebe es schon Hoffnung, für den Realisten eher weniger. Hätte man bei all der Trübsal keine Platte wie diese, es wäre tatsächlich kaum auszuhalten. http://www.granadamusik.com/

Update: Weil die Tour bald wieder angeht und sich "Prada" so schön auf Granada reimt - hier gibt's neue Livedaten und das passende Video dazu.

04.04.  St. Pölten, Cinema Paradiso
05.04.  Klagenfurt, Stereo Club
11.04.  Karlsruhe, Substage
12.04.  Erfurt, Kalif Storch
14.04.  Regensburg, Alte Mälzerei
15.04.  Düsseldorf, Zakk
16.04.  Potsdam, Waschhaus
17.04.  Rostock, Helgas Stadtpalast
19.04.  Osnabrück, Kleine Freiheit
20.04.  Bremen, Kulturzentrum Lagerhaus
21.04.  Marburg, KFZ
23.04.  Bamberg, Liveclub
24.04.  Reutlingen, Franz K
25.04.  Konstanz, Kulturladen
26.04.  Innsbruck, Treibhaus
27.04.  Dornbirn, Dynamo Festival
24.05.  Graz, Kasematten
30.05.  Walchsee, Stoabeatz
31.05.  Memmingen, Kaminwerk
01.06.  Stuttgart, Kessel Festival
07.06.  Wien, Arena Open Air
08.06.  Amstetten, Remise
09.06.  Radolfszell, Open Air
06.07.  München, Tollwood
04.07.  Passau, Zeltfestval
05.07.  Chemnitz, Kosmonaut Festival
13.07.  Münster, Nah am Wasser
15.07.  Würzburg, Wein am Stein
25.07.  Erlangen, Festival
02.08.  Elend bei Sorge, Rocken am Brocken
07.08.  Darmstadt, Sommerperlen
08.08.  Nassenfels, Kulturtage
09.08.  Jena, Kulturarena
10.08.  Grieskirchen, Manglburg
11.08.  Winterthur, Musikfestwochen
19.08.  Vellmar/Kassel, Piazza Vellmar
23.08.  Eggenfelden, Gern Geschehen
24.08.  Garmisch, Zugspitze
08.09.  Berlin, Lollapalooza

Montag, 4. März 2019

Talk Show: Schnell und laut

Den Londoner Stadtteil Peckham als In-Viertel zu bezeichnen, dazu braucht es immer noch ziemlich viel Fantasie. Dennoch hat auch hier in den letzten Jahren die Gentrifizierung ordentlich zugeschlagen. Es ist wie überall - mit den Künstlern und Galerien kommen leider auch die Luxussanierer und Preistreiber. Einst als multiethnische Problemgegend verschrien, in der sich nur Kleinkriminelle und Drogendealer wohlfühlen und wo man einen Besuch besser dreimal überlegt, entwickelt sich nun das klassische Hipstermillieu samt stattlicher Mieten und veganer Wohlfühlatmo. Wie die Newbies von Talk Show dazu stehen, wird noch zu erfragen sein, das Quartett hat gerade via Yala! Records seine erste 7" "Fast And Loud" veröffentlicht und so ansprechend, wie einem der Post-Punk hier entgegenschallt, wird es mit Sicherheit nicht die letzte sein.



Sonntag, 3. März 2019

Margot: Zwischentöne

Wer's schon mal erlebt hat, wird wissen, wovon hier gesungen wird und wie ambivalent die Gefühle dazu ausfallen können: Margot aus London besingen in ihrer neuen Single "Arles" den Moment, wenn man an einem wunderschönen, einem einzigartigen Ort schlechte Nachricht erhält - hin- und hergerissen zwischen Schönheit und dem was sie plötzlich zweitrangig erscheinen läßt. Zuletzt durften wir von dem Quintett "Coffee Stained Scars", auch das mit ernsten Nachklang, hören, über ein komplettes Album würden wir uns in diesem Jahr sicher nicht beschweren.

CROWS: Einen Schritt weiter

Erst kürzlich hatten wir mit einem neuen Video auf ihr künftiges Debütalbum "Silver Tongues", das am 22. März erscheinen soll, auf sie verwiesen, nun kommen die Londoner CROWS mit einem weiteren Song der Platte daher. "Wednesday's Child" steht den vorangegangenen Stücken in Düsternis und Lautstärke in nichts nach, bleibt die Hoffnung, dass James Cox, Steve Goddard, Jith Amarasinghe und Sam Lister nicht (wie im April) mit den Ildes durch das vereinigte Königreich touren, sondern auch bald mal den Sprung über den Kanal wagen.