Freitag, 29. Juli 2011

Thank God, it's Saturday!



Wahrscheinlich haben sich die Leute bei MTV gedacht, das die Ankündigung der Rückkehr von Beavis & Butthead allein noch nicht so die Hammermeldung ist, hat man ein ähnliches Format ja schon seit einiger Zeit mit Liam & Noel zur kostenfreien Verfügung. Deshalb also heute die Meldung, dass das Format "120 Minutes" wieder auf den Bildschirm zurückkehrt. Die Sendung also, in der, moderiert von Paul King, Nirvanas "Smells Like Teen Spirit", "Goo" von Sonic Youth, Pearl Jams "Alive"oder "Caught Betwen Stealing" von Janes Addiction zur Erstaufführung kamen. Diesen Samstagabend ist es soweit - das Ganze läuft auf MTV2 und wird begleitet von Kings Ex-Kollegen Matt Pinfield.

One piece of ... Ganglians_Monster Head Room



Track #12 "Blood On The Sand": Im Rolling Stone schon als Joy-Division-Coverband gepriesen, das aber gilt nur für diesen einen Titel - der Rest ist quietschfidele und manchmal recht schräge Beach-Boys-Mucke. Nächstes Mal also besser hinhören, Jungs.

"Kollege, ihre Bombe ist da!"



Auf witzige Kommentare muß nicht lange warten, wer sich seine Ausrüstung an den Arbeitsplatz schicken läßt.

Donnerstag, 28. Juli 2011

Willkommene Schwermut



Austra „Feel It Break“ (Domino)
Eine wirklich stichhaltige Begründung dafür, dass mir dieses Album bisher entgangen ist, habe ich nicht – EMA, Fever Ray, Zola Jesus, Planningtorock, Lykke Li, um die passenden Bezugsgrößen in den Raum zu werfen, alle schön säuberlich gelistet und rezensiert – nur eben Austra nicht. Aber wenn sich selbst die ehrenwerten Edelblogger von Pitchfork eine Rubrik mit dem Titel „Overlooked Records 2011“ leisten können, dann darf ich auch mal nachreichen – am Ende des Jahres wäre das Ding ohnehin wieder auf den Tisch gekommen.

Irritierend könnte auch der Umstand gewirkt haben, dass sich Katie Stelmanis ganz zu Beginn ihres Debüts musikalisch wie ein eineiiger Zwilling von Karin Dreijer Andersson ausnimmt – gut und gern also als gelungene B-Seite von Fever Ray durchgeht: die gleiche bleischwere und betörende Grundstimmung, eine ähnlich schneidende Stimme in fast identischer Tonlage, wen sollte das nicht stutzig machen? Dabei sind Austra von all den erwähnten Vertretern des sogenannten NuGoth diejenigen, die sich am weitesten auf den Tanzboden und somit auch in Richtung Mainstream vorwagen. Schon die Titel zwei und drei („Loose It“/“The Future“), letzterer mit wirklich bezaubernden Pianoloops, wirken deutlich spritziger und rhythmusorientierter als das meiste Material ihrer „schwarzen Schwestern“ – soll heißen: Wir sind noch nicht bei Robyn, aber auf dem besten Weg dahin.

Die Entscheidung, den vielschichtigen Variationen von Planningtorock oder der fast unerträglichen Düsternis von Zola Jesus den pumpenden Beat vorzuziehen, ist sicherlich diskutabel, hier aber vielleicht keine schlechte, zumal die Kanadier ihre Lektion in punkto versiertem Synthiepop bei Depeche Mode und ähnlichen Vorbildern bestens gelernt haben. „Beat The Pulse“ und „Spellwork“ sind dafür die besten Beispiele. Schwieriger schon, mit diesem Rezept die Spannung über die volle Länge des Albums zu halten – das gelingt ihr nicht ganz lückenlos, manches klingt dann doch zu glatt und ähnlich, vielleicht hat man aber auch schon zu vielen auf gleichem Terrain (s.o.) zugehört.

Gut deshalb, dass „Shoot The Water“ gegen Ende etwas aus dem Rahmen fällt und mit einem beinahe heiter gestimmten Klavierpart die Regel bricht. „The Noise“ darf im Anschluß wieder dunkel schillern, bevor „The Beast“ mit schweren Akkorden und barmendem Gesang den Reigen beschließt. Im Stück „Hate Crime“ fleht Stelmanis einmal: „Don’t wanna sympathize with the darkness“. Wenn aber gerade das ihren Liedern einen unverwechselbaren Glanz verleiht, dann möchte man ihr fast wünschen, dass ihr das nicht gelingt.
www.austramusic.com

Here comes your app



Datenmüll macht bekanntlich mißtrauisch, aber diese Nachricht bekommt man gern: Die Pixies, göttergleich wie nur wenige, präsentieren ihr bandeigenes App mit einer Menge interessanter Menupunkte und wenig unnützem Schnickschnack. Es gibt gestreamte Live-Konzerte aus dem wahrlich umfangreichen Bühnenschaffen des Quartetts, Videos, Fotos, die obligatoriscche Komplettdiskographie und eine Pinwand als Fanforum. Einer der ersten Besuche gilt natürlich dem Topic „Shows“ in der leisen Hoffnung, auch Deutschland käme in den Genuß der „Doolittle-Lost-Cities“-Tour. Das dann doch nicht, shit! Aber dennoch: Lalaloveyou. Haben wollen - hier.

Ach, BILD ...



... meinst Du wirklich, Deine Leser nehmen Dir diesen billigen und zutiefst verlogenen Spruch „BILD gedenkt der Toten von Norwegen“ noch ab? Ist es nicht vielmehr so, dass man das Trauern doch besser den Norwegern selbst überlassen sollte – sie tun dies seit einigen Tagen auf beeindruckende Art und Weise, und wer hierzulande Anteil nehmen will, kann und möchte dies vielleicht besser für sich tun. Ehrlicher als Dein Schmierentheater wäre es gewesen, zu schreiben: „Schaut her, wir haben sie, die Fotos der Opfer – diesmal nicht als verwackelte Hubschraubershots oder von (un)freiwilligen BILD-Reportern, sondern sauber aufgefächert in Paßfotogröße. Und ganz nebenbei - herzlichen Dank für die erklecklichen Zuwächse bei Auflagen und Page Impressions der letzten Tage.“ Und weil Deine Leser so sind wie sie nun mal sind, können wir uns am Ende darauf einigen, dass sie Dir Deine falsche Trauer im Wortsinn sicher abkaufen werden – das allein ist die Intention, mehr nicht. In meinem Namen tust Du solche Dinge im Übrigen auch nicht, ich persönlich möchte weder mit Dir Papst sein noch Weltmeister werden, so dicke sind wir dann doch nicht.

Mittwoch, 27. Juli 2011

Selbstversuch



Via stereogum gab es dieser Tage bei der Huffington Post einen Videoclip zu besichtigen, zu dem man sehr wohl geteilter Meinung sein darf bzw. wahrscheinlich sogar sein muß. Denn was die amerikanischen Onliner noch als willkommene Zerstreuung präsentieren, dient den Musikspezialisten als Selbstversuch mit Ansätzen zu audiovisueller Folter. Und darum geht es: Eine dänische Acapella-Formation mit Namen Local Vocals gibt in gut sieben Minuten ein recht gewöhnungsbedürftiges Medley schauderhafter Gassenhauer aus der Disko der 90er zum Besten – ohne Instrumente versteht sich. Ace of Base, Scatman Joe, La Bouche und viele mehr, keine Gnade. Die Autorin, die sich dem Test freiwillig unterzog, fragt nun: „How long can you watch this ’90s a cappella dance mix video before you absolutely can’t stand it anymore oh my god please turn it off?” Sie selbst schaffte im Übrigen nur ganze zwölf Sekunden, allerdings mit der griffigen Begründung, sie sei auf einer dreitägigen Rohkostdiät – naja. Kleiner Tipp für Wagemutige: Die Chancen, die komplette Distanz durchzustehen steigen, wenn man versucht, immer den ganzen Bildschirm im Auge zu behalten – und schon das ist grenzwertig. Beginnt man jedoch damit, sich auf eines der irre grinsenden Gesichter oder gar den “Bananenmann” zu konzentieren, ist es bald aus mit der Selbstdisziplin. Für Unerschrockene – hier.

Dienstag, 26. Juli 2011

DFW_US: 1355 f. [und Schluß]



Schauspielerei: "Fast bis zur letzten Phase seiner Karriere hatte Er selbst anscheinend geglaubt, allein durch die gestelzte, hölzerne Qualität von Amateuren könne er sich der schädlichen Realismusillusion entledigen und seine Zuschauer daran erinnern, dass sie in Wahrheit Schauspielern beim Schauspielen zusahen und nicht Menschen beim Leben."

Der Nächste bitte.



Da haben sich die Redakteure von stereogum sicher gedacht, dass sie das, was die Kollegen vom SPIN hinbekommen, auch zwingen können. „Nevermind“ ist ja nun mal durch, also kurz mal bei Wikipedia reingeschielt und – ja sauber, das passt: Vor zehn Jahren wurde „Is This It“ von den Strokes veröffentlicht, eine Platte also, die es wenigstens ansatzweise mit dem Nirvana-Hype in den 90ern aufnehmen kann.

Das Strickmuster, eng an der Setlist des Originals zu bleiben, ist das gleiche, das Lineup allerdings ist auf den ersten Blick nicht so prominent besetzt, birgt dafür aber jede Menge Unerwartetes und Überraschendes: Der Titeltrack von Peter, Bjorn And John geht noch als klassisches Cover durch, aber schon „The Modern Age“ von Chelsea Wolfe unterscheidet sich mit seiner hallenden Düsternis deutlich von der Erstversion. „Someday“ erfährt durch Wise Blood ebenso eine komplette Neustrukturierung wie „Alone, Together“, hier wunderbar arrangiert von Katie Stelmanis und Austra.

Ein weiterer Höhepunkt: Owen Palletts „Hard To Explain“ – naturgemäß mit jeder Menge gefühlvoll gehämmerten und gestrichenen Saiten, wieder eine komplette Kehrtwende dann für „New York City Cops“ – hier gibt Himanshu Suri aka. Heems, Frontman von Das Racist, mit seinen heiseren Raps dem Song einen komplett neuen Dreh. Dazwischen viel Gefälliges – verträumter Folk, bratzige Disko und Casiotonegeorgel. Den Vergleich mit „Newermind“ muß „Stroked“ jedenfalls nicht fürchten, ähnlich wie bei der ersten Jubiläumssause freut man sich, wenn anstelle des doch recht überstrapazierten Geburtstagskindes mal die Gratulanten zu Wort kommen dürfen. Und das für lau – hier.

Filmkunst mit Ansage



Man mag von der Musik dieser Frau ja halten was man will, die visuellen Umsetzungen waren bei Björk aber schon seit jeher unbestritten meisterhaft. Für die erste Single ihres Albums "Biophilia" hat sie sich, Macht der Gewohnheit, olle Michel Gondry ins Boot geholt, der ja bekanntermaßen - selbst schon eine Legende - nicht nur geniale Arbeiten mit Massive Attack ("Protection"), Daft Punk, den White Stripes und Radiohead verantwortet, sondern auch mit der wuseligen Isländerin schon einiges an sehenswerten Kooperationen vorweisen kann (u.a. "Human Behaviour", "Army Of Me" und "Hyperballad"). "Crystalline" heißt jedenfalls der neue Song - ankucken: hier.

Hooray für das Montagsspiel [1:1]



Es wird nicht viele St. Pauli-Fans geben, die für die Montagsspiele in der zweiten Bundesliga eine gewissen Sympathie hegen – den meisten davon ist ein SkyAbo einfach zu doof und sie wohnen mehr als 50 Kilometer vom Millerntor entfernt. Somit also wieder einmal die Chance, die Jungs live und in Farbe zu sehen und was man da sehen konnte, war gar nicht mal so schlecht. Gute Neueinkäufe (Schachten, Sobiech, Tschauner sowieso), ebenso gute Moral und ein wenig Pech beim Gegentreffer, ansonsten jedoch spielerisch ansprechend. MVP natürlich Fin Bartels, der Junge ist einfach eine Schau. Walk on!

Montag, 25. Juli 2011

Drei für einen - Udos Erben



Seit einiger Zeit ist ja darüber gerätselt worden, wer denn nun die tragische Lücke, welche die Demission von Udo Lattek beim Sport1-Wettsaufen „Doppelpass“ gerissen hat, auch nur ansatzweise wieder ausfüllen kann. Und dabei ist nicht der Pilsabsatz der Firma Krombacher gemeint – dieser ist mit Udos Abgang unwiderruflich dahin. Nun also kommt der Sender mit der Hammermeldung um die Ecke, dass der freigewordene Sessel im Kempinski von gleich drei ehemaligen Sportskanonen übernommen wird. Und zwar von Thomas Helmer, bekannt durch ein aberwitziges „Nicht-Tor“ gegen den 1. FCN und seinen grenzdebilen, öffentlichen Heiratsantrag an TV-Rakete Yasmina Filali, Thomas Strunz, bekannt als der gehörnte Ex-Ehemann von Prolette Claudia Effenberg und spruchgewordenes Beispiel für Trainingsfleiß bei Giovanni Trappatoni und Mario Basler, erfolgloser Ex-Trainer von Regensburg, Koblenz, Trier und Burghausen und wahrscheinlich der einzige Spieler der Bundesliga, der eine Torwand nicht nur von einem Weißbierglas, sondern auch nach Leerung von zehn derselben zu treffen in der Lage ist. Soll heißen – Glückwunsch, Sport1, kompetent verstärkt. Na denn: Wohlsein.

Well extended.



Da hat jemand Sinn und Ursprung einer gelungenen Songüberarbeitung begriffen - Damian Taylor nimmt sich Arcade Fires "Ready To Start" vor, beginnt seinen Remix werkgetreu und läßt das Original nach und nach in einen formidablen Synthmix kippen. Der Mann hatte seine Finger schon an Placebo, U.N.K.L.E., Björk und Depeche Mode - und auch für dieses Stück gilt: Erstklassige Arbeit.

"Fuck Me Pumps" - Was andere sagen.



Zum Tod von Amy Winehouse ein Streifzug durch die deutschsprachige Presse: SZ, FAZ, Die Zeit, Die Welt, Frankfurter Rundschau, SpOn, Rolling Stone, Neue Zürcher Zeitung und taz.

Freitag, 22. Juli 2011

Metall mit Stil



Wenn dieser Tage die neuen Alben von Szenegrößen wie Megadeth, Anthrax, Mastodon und Powerwolf in die Läden kommen, wird einen wieder das kalte Grausen anwehen und nicht zum ersten Mal darf man sich fragen: Was um alles in der Welt treibt den Metaller dazu, Jahr um Jahr gestalterisch mehr als fragwürdige und/oder alberne und/oder geschmacksarme Cover um ihre Tonträger zu packen? Was zum Beispiel spräche dagegen, die geneigte Hörerschaft mit etwas Anspruch zu irritieren oder mit einem Mindestmaß an kreativer Mühe herauszufordern und warum in Gottes – naja, dann doch Satans – Namen sollte ein halbwegs gut gemachtes Cover auf ewig dem Pop vorbehalten sein?

So weit, so bekannt. Wer jedoch schimpft, der sollte nicht vergessen, dass es sehr wohl einige wenige Ausnahmen im knochenharten Rockgeschäft gibt, die ein gelungenes Artwork zu schätzen wissen. Und damit sind nicht einmal die Jungs der Abteilung Doom und Drone wie Sunn O))), Jesu und Asva gemeint, die schon seit jeher eine sehr eigene, wenn auch tiefschwarze Ästhetik pflegen. Bei der Recherche stößt man zum Beispiel neben Klassikern von Faith No More, Ministry und den Deftones auch auf einige wunderliche Exemplare früherer Tage von Black Sabbath, Alice Cooper und selbst AC/DC, die so gar nichts mit dem üblichen Einerlei aus bluttriefender Fraktur und unappetitlichem Endzeitcomic zu tun haben.

Für eine Dissertation reicht das Thema zwar nicht, denn natürlich sind die optischen Ausreißer auch musikalisch nicht dem Hardrock-Mainstream zuzuordnen, dennoch lohnt der Blick auf ältere oder neuere Beispiele – neben den unangefochteten Spitzenreitern wie der Rollins Band findet man ein paar nette Überraschungen und so manchen Doppelgänger.


Alt & ungewöhnlich (vlnr): AC/DC "Dirty Deeds Done Dirt Cheep", Led Zeppelin "Presence", Head East "A Different Kind Of Crazy", Black Sabbath "Never Say Die", Alice Cooper "Pretties For You", Van Halen "Live/Right Here, Right Now", Black Sabbath "Technical Ecstasy", "Black Sabbath "Heaven And Hell"


Zwei Profis (vlnr): Ministry "Animositisomnia", "Cover Up", "Jesus Built My Hotrod", "Filth Pig", The Mars Volta "Amputechture", "The Bedlam In Goliath", "Frances The Mute", "Octahedron"


Typo, Streifen, Wiedergänger (vlnr): Alice Cooper "Zipper Catches Skin", Rage Against The Machine "Renegades", Jethro Tull "Thick As A Brick", Guns N'Roses "Lies", Van Halen "Diver Down", Van Halen "The Best Of Both Worlds", Rammstein "Reise Reise", Queens Of The Stone Age "R"


All Time Classics (vlnr): Rollins Band "Weight", Helmet "Betty", The Deftones "White Pony", Faith No More "Angel Dust", Guns N'Roses "The Spaghetti Incident", The Deftones "Adrenaline", Faith No More "Album Of The Year", Therapy? "Troublegum"

Locker durch den Häcksler



Nicht wenige Anhänger gepflegter Hardcore-Rhythmik halten die Band Fugazi für eine der wichtigsten Formationen des Planeten, deren Album „13 Songs“ für eine Offenbarung und die faktische Auflösung Anfang des neuen Jahrtausends für nicht weniger als den Untergang des Abendlandes. Und je nachdem wie es um die Toleranzschwelle dieser Menschen bestellt ist, wird die folgende Nachricht die einen restlos begeistern und die anderen ob des angeblichen kommerziellen Ausverkaufs kräftig die Köpfe schütteln lassen.

Das Produzentenduo Cecil Otter und Swiss Andy nämlich hat das besagte Meisterwerk der Männer aus Washington kurzerhand durch die Kammern des Shaolin geschickt – soll heißen, in komplette Einzelteile zerlegt und mit den Lyrics der bekennenden Kung-Fu-Possé Wu Tang Clan zusammengeschraubt. Und auch wenn von den Originalen am Ende nur noch wenig wiederzuerkennen ist, als Ergebnis kann sich das MashUp mit dem sinnigen Titel „Wugazi – 13 Chambers“ durchaus hören lassen. Kraftvolle Beats, biestige Riffs – die Kreuzung der beiden Stile als gelungenes Crossover, das kaum etwas von seiner ursprünglichen Energie eingebüßt hat.

Natürlich kann man den einen oder anderen Einwand der Traditionalisten verstehen, klar klingt das sehr nach Reißbrett und auf Gloria Gaynor und ihr „I Will Survive“ als Zugabe für „Sweet Release“ wäre man so schnell auch nicht gekommen. Aber wenn man den Lautstärkepegel nur ordentlich nach oben dreht und einem die fetten Loops um die Ohren fliegen, wird aus der witzigen Idee ganz schnell auch eine schlüssige. Locker machen!

Mittwoch, 20. Juli 2011

Charmante Reduktion



Little Dragon „Ritual Union“ (Peacefrog)
Es gibt Menschen, die wecken in ihrem Gegenüber einen reflexartigen Beschützerinstikt – hohes Stimmchen, zartes Wesen, da möchte man unweigerlich alles Böse dieser ach so verruchten Welt in den hintersten Winkel verbannen, weit weg vom vermeintlich Schutzbefohlenen. Paart sich scheinbare körperliche Zerbrechlichkeit dann noch mit dem passenden Soundtrack wie etwa bei Yukimi Nagano und der Musik ihrer schwedischen Band Little Dragon, wird aus dem Hörer erst der Fan und dann der Schirmherr.

Pure Einbildung, genauer besehen natürlich Nonsens, auch wenn sich mit Damon Albarn und David Sitek schon zwei ehrenamtliche Betreuer gefunden hatten – für ersteren besang Nagano zwei Tracks des letzten Gorillaz-Albums „Plastic Beach“, mit Sitek arbeitete sie für dessen Sideprojekt Maximum Balloon zusammen. Ihre Meriten haben sich Little Dragon allerdings mit den beiden Vorgängeralben erarbeitet – das selbstbetitelte Debüt und der Nachfolger „Machine Dreams“ enthielten eine beachtliche Menge feinster Elektronika, die sich auch optisch angenehm von gängiger Formatware unterschieden – die Clips zu „Twice“, „After The Rain“, „Fortune“ und „Never Never“ sind noch heute in guter Erinnerung.

Auch das neue Album „Ritual Union“ bietet jede Menge kunstvoll arrangierte Songs, deren Wirkung noch immer hauptsächlich auf der umsichtigen und sparsamen Instrumentierung und auf Naganos einschmeichelnden und letztendlich doch erstaunlich wandlungsfähigen Vocals beruht. Wie schon Twin Shadow, SBTRKT oder hierzulande Notwist und Lali Puna bevorzugen die Schweden eher die Reduktion und die Überraschung durch seltsame und ungewöhnliche Facetten, mit denen die Tracks verziert werden. Und wenn gelegentlich behauptet wird, Drumpads würden der Musik ihre Seele nehmen – hier kann davon keine Rede sein: Schon beim Titelstück nimmt einen der warme Beat bei der Hand, „Little Man“ danach hüpft förmlich zu denkbar einfacher Melodie, bei „Please Turn“ wird es zwingender, für „Summertearz“ fast tropisch.

Dazwischen werden synthetische Fleckenteppiche verlegt, die mal an die allgegenwärtigen 80er erinnern („Shuffle A Dream“), später zusammen mit Naganos Stimmpart verfremdet und leicht verzerrt wirken und an anderer Stelle nur noch als simples Pluckern („Seconds“), einem steten Tropfen gleich, dem Takt folgen. Angenehme Leichtigkeit bestimmt die Stücke, nichts ist überladen und die knappe Dreiviertelstunde erweist sich am Ende als unterhaltsame Distanz, fast zu kurz für den, der Gefallen daran gefunden hat.
http://www.little-dragon.se/

Never forget (where it's coming from)


Wer es trotz des lauten Spatzengeschreis noch immer nicht mitbekommen haben sollte, der sei noch einmal höflichst daran erinnert, dass sich am 24. September die Veröffentlichung von Nirvanas Meilenstein „Nevermind“ zum zwanzigsten Male jährt. Seit Wochen schon hyperventilieren die maßgeblichen Musikredaktionen und eine jede versucht, dem Jubiläum etwas bisher Ungehörtes abzutrotzen – allein, die meisten scheitern. Selbst das amerikanische Magazin SPIN kann für seine Idee wohl kaum mit einem Innovationspreis rechnen, dennoch ist die Cover-Compilation eine willkommene Ansammlung von Neuinterpretationen – deshalb wahrscheinlich auch der etwas schiefe Titel „Newermind“. Das Tracklisting hält sich konsequent an das Original, vertreten sind Künstler wie die Meat Puppets („Smells Like Teen Spirit“), Surfer Blood („Territorial Pissings“), EMA („Endless Nameless“) und die von Kurt Cobain selbst heiß verehrten Vaselines („Lithium“). Guter Stoff allemal, der nicht mehr kostet als die Überwindung, SPIN seine Zuneigung via Facebook zu versichern.

Dienstag, 19. Juli 2011

Shortlist



Wieder ein Schritt zum Album des Jahres: Neben Adele, Elbow, James Blake und Anna Calvi steht in diesem Jahr PJ Harvey an der Spitze der Nominierungen für den von Barclaycard gesponserten Mercury Prize 2011. Und wenn die Jury am 6. September diesen Jahres nicht ganz und gar danebenlangt, dann wird "Let England Shake" der Nachfolger des letztjährigen, ebenso unumstrittenen Meisterwerks von The XX.

Who the fuck is Barbie?



Lang erwartet, nun endlich draußen: Das angekündigte Spike Jonze-Video zur aktuellen Single der Beastie Boys "Don't Play No Game That I Can't Win" feat. Santigold - eine amüsante Bond-Persiflage mit Killerkommando und Zombiefinale, die Jungs bringens halt noch. Wer spielen will - hier.