Amen Dunes
„Freedom“
(Sacred Bones)
Gerade im urlaubsfaulen Sommer treffen häufig zwei Weisheiten aufeinander: “Besser spät als nie” und “Gut Ding will Weile haben”. Denn wann sonst kommt man mal dazu, ein paar schon länger zurückgelegte Sachen durchzustöbern, um ihnen endlich den Platz einzuräumen, den sie verdient haben. Sachen, die im markschreierischen Neuheitengetöse regelmäßig untergehen – unverdientermaßen. Damon McMahon alias Amen Dunes ist einer davon. Das tatsächlich ziemlich wunderbare Album “Freedom” ist ja sein mittlerweile fünftes und, das läßt sich schnell heraushören, sein mit Abstand eingängigstes. Und vielleicht, fügen wir vorsichtig hinzu, deshalb auch sein bestes. Erschienen ist es schon Ende März, seitdem hat sich der Junge recht hartnäckig mit einer Reihe anhaltend feiner Singleauskopplungen immer wieder in Erinnerung gebracht und es wäre grob fahrlässig, diese Platte nicht in den Kanon der herausragendsten Veröffentlichungen des laufenden Jahres aufzunehmen. Gerade weil wir an gleicher Stelle ja auch immer den weiblichen Output gelobt und die männlichen Kollegen ob ihrer fehlenden Kreativität gescholten haben.
McMahon hat ja seit Beginn seiner Karriere als Songwriter immer wieder neue Stilmittel in seine Arbeiten einfließen lassen. Konnte man auf dem Debüt “Murder Dull Mind” (2010) neben zarten Gespinsten noch verschrobene Noiseattacken hören, wurde es in Folge dunkler und psychedelischer, später mischte sich zunehmend Elektronik ins Programm. Beim letzten Werk “Love” zeichnete sich schon das ab, was aktuell unter der treffenden, leicht morbiden Bezeichnung damaged drug pop firmiert. Und wofür man natürlich jemanden wie Jeff Buckley problemlos als Paten einspannen kann. Weil aber neben dem Folkrock noch weitere Genres zur Auswahl stehen, fallen einem gleich noch ein, zwei mehr Bezugsgrößen ein. Für die bezaubernden, trippigen Popmelodien gerade eingangs der Platte (“Blue Rose”, “Time”, “Skipping School”) etwa könnten auch Everything But The Girl angeführt werden, auch sie besaßen eine erstaunliche Begabung, den Zuhörer mit sanfter Melancholie zu betören.
Oder The War On Drugs. Niemand schafft es wohl derzeit eindrucksvoller als Adam Granduciel, den Geist von Tom Petty und des frühen Bruce Springsteen in die Gegenwart zu übersetzen – Amen Dunes scheint in einigen Momenten sein Bruder im Geiste zu sein. Die leicht brüchige Stimme, die golden schimmernden Akkorde, die gerade im zweiten Teil der Platte viel Auslauf bekommen, all das also, was in Zusammenarbeit mit Nick Zinner (Yeah Yeah Yeahs), Parker Kindred (Antony And The Johnsons), Delicate Steve und Produzent Chris Coady entstanden ist, nötigt einem höchsten Respekt ab und sorgt für reichlich Glücksgefühle. Es finden sich noch viele spannende Geschichten zu diesem Album – McMahons Verehrung für die kanadische Künstlerin Agnes Martin (die er im Intro zitiert), seiner Reflektionen zur Kindheit, dem schwierigen Verhältnis zum Vater und die Angst um die kranke Mutter. Am nächsten kommt man ihm wohl, wenn man “Freedom” ein paar Durchläufe extra gönnt, der junge Mann hätte es wirklich verdient. Mindblowing, for sure! https://www.amendunes.com/
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