Dienstag, 19. Januar 2021

Masha Qrella: Vertontes Vermächtnis [Update]

Es gibt immer noch Nachrichten, die einen unvermittelt erwischen und sogleich elektrisieren. Wie die des Berliner Labels Staatsakt. Dort nämlich wurde gerade bekanntgegeben, dass die Künstlerin Mariana Kurella, besser bekannt unter ihrem Pseudonym Masha Qrella, im Februar kommenden Jahres eine neue Soloplatte veröffentlichen wird. Wer die Arbeiten dieser umtriebigen Musikerin und Songschreiberin kennt, dem/der wird dies allein schon zur Vorfreude reichen, wirklich spannend aber sind die Notizen zu Inhalt und Entstehungsgeschichte des Doppelalbums. Denn das neue Werk fußt auf einer literarischen Entdeckung und Leidenschaft - Kurella hat vor ungefähr acht Jahren den biografischen Roman "Ab jetzt ist Ruhe" der Autorin und Radiomoderatorin Marion Brasch in die Hände bekommen und darüber nicht nur die beeindruckende und bewegte Lebensgeschichte der ganzen Brasch-Familie wiederentdeckt, sondern auch einen neuen Zugang zum lyrischen Werk des großen ostdeutschen Poeten Thomas Brasch gefunden. Und das wiederum hat einen so nachhaltigen Eindruck bei ihr hinterlassen, dass sie nun ihren elektronischen Postrock-Sound mit Braschs Texten kombiniert.

Herausgekommen ist "Woanders" - siebzehn Stücke in deutscher Sprache, die von Entfremdung, Suche nach Orientierung und Halt, von Verlorenheit und deutscher Tristesse erzählen. Und die sie 2019/2020 auch schon diverse Male live aufgeführt hat. Unterstützt wurde sie bei dem Projekt und den folgenden Studioaufnahmen nicht nur vom Suhrkamp-Verlag, sondern musikalisch auch von Chris Imler, Tarwater und Andreas Bonkowski, am Mikrophon waren u.a. Dirk von Lowtzow und Andreas Spechtl zu Gast und selbst Marion Brasch hat einen kurzen Text beigesteuert. Jedem und jeder, der/die sich etwas eingehender mit Braschs Gedichten, mit seinem Leben und der dazugehörigen Tragik beschäftigt hat, vielleicht sogar das Glück hatte, Marion Braschs Lesereise-Performance oder vielleicht sogar einen von Kurellas Auftritten in den letzten Monaten zu erleben, wird sofort klar, dass dieses Unterfangen ein ungemein schwieriges gewesen sein muss. Zugleich kann auf diese Herausforderung, quasi als die Summe der einzelnen Teile, nur Beachtliches, Wunderbares in Form ebenjener Veröffentlichung folgen. Einen ersten Vorgeschmack bietet die Vorauskopplung des Stückes "Geister", wie man vom Label erfährt, geht Masha Qrella mit dem kompletten Programm, sobald es die äußeren Umstände denn erlauben, nochmals auf eine ausgiebige Clubtour. Wir können's kaum erwarten!

Update: "Vom Blauen und vom Dunkeln kommen die Worte her, vom Dunkeln und vom Blauen und werden immer mehr, im Dunkeln und im Blauen, geht Lächeln aus und ein, im Blauen und im Dunkeln wird wohl auch Weinen sein..." - ein weiterer Song vom neunen Album mit dem Titel "Blaudunkel".

Immer noch legendär - Thomas Braschs Rede zur Verleihung des Bayerischen Filmpreises 1981 aus den Händen von Franz Josef Strauß, so auch zu sehen auf Marion Braschs Leserreise im vergangenen Jahr.

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