Donnerstag, 8. Oktober 2020

METZ: Im Lärm das Gute finden

METZ
„Atlas Vending“
(Sub Pop)

Eigentlich grenzt es doch an ein Wunder, dass wir noch nicht alle verrückt geworden sind. Bei dem ganzen Irrsinn, der uns tagtäglich über das Internet um die Ohren gehauen wird. Oder ist es vielleicht sogar so, dass wir schon komplett wahnsinnig sind und es uns nur nicht auffällt, weil die Welt uns ein normales, zivilisiertes Leben nur vorgaukelt, aber eigentlich – Tenet, Matrix, Truman Show lassen herzlich grüßen – schon seit Jahren verloren ist!? Nun, man kann diese Welt nicht schwarz genug malen, will man auf die neue Platte des kanadischen Trios Metz zu sprechen kommen. Alex Edkins, Chris Slorach und Mayden Menzies aus Toronto haben sich um Wohlgefühl und Behaglichkeit noch nie groß geschert. Seit sie mit ihrem gleichnamigen Debüt 2008 ihre Zuhörer*innen das Fürchten lehrten, sind sie eben das: laut, unnachgiebig, gnadenlos. Um sie zu verstehen, kann man dieses neue, vierte Album von beiden Seiten hören: Wer es von vorn tut, muss sich zunächst durch drei wahrhafte Noise-Ungetüme kämpfen, „Pulse“, „Blind Youth Industrial Park“ und „The Mirror“ können als Paradebeispiele für schnellen, schiefen und aggressiven Hardcore-Sound gelten, wer da durchkommt, empfindet den punkigen Unterton von „No Ceiling“ im Anschluss vielleicht sogar als eine Art akustische Erholungspause.




Andersherum – am Ende findet sich mit dem mächtigen, knapp achtminütigen Brecher „A Boat To Drown In“ ebenfalls eine Art METZ-Essenz: Wütende Gitarrenwände als Dauerfegefeuer, dazu Edkins heiser gekrächzte Verse: „Jesus Christ, I see the city lights, crashed through the pearly gates and opened up my eyes, feel the air expand and retract, make your boat to drown in, hear the sound of touching the ground, there's nothing here to hold you back.“ Meint „Nichts wie weg!“, sagt aber auch gleich „Hilft trotzdem nix, der Untergang kommt so oder so“. Etwas irritierend ist, dass Edkins genau diesen Song ausgewählt hat, um ein wenig Hoffnung zu verbreiten. Wer das aus den Zeilen nicht herauszulesen vermag, dem gibt das dazugehörige Video mit dem knuffigen Flokati-Bären vielleicht etwas Hilfestellung. Edkins meint, es komme darauf an, sich ganz auf die Dinge einzulassen, die man liebt, quasi in ihnen aufzugehen. Dann, so sagt er weiter in der Labelinfo, könnten einem negative Dinge, mögen es auch noch so viele, mögen sie auch noch so frustrierend sein, nichts mehr anhaben. Irgendwie ein schönes Schlußwort, wie gemacht für dieses Jahr.

25.09. Dudingen, Bad Bonn
26.09. Zürich, Bogen F
27.09. Lausanne, Le Romandie
29.09. Berlin, Lido
30.09. Leipzig, UT Connewitz
01.10. Hannover, Glocksee
04.10. Hamburg, Hafenklang
05.10. Köln, Gebäude 9



Keine Kommentare: