Mittwoch, 1. Februar 2017

Leopold And His Fiction: Durchgerockt

Leopold And His Fiction
„Darling Destroyer“

(Independent Label Alliance)

Sollte Daniel James (was Gott verhindern möge) jemals zur Fahndung ausgeschrieben werden, es würde ihm sicherlich keine großen Schwierigkeiten bereiten, für eine Zeit lang unterzutauchen. Der Sänger der Formation Leopold And His Fiction ist eine Art Chamäleon und zwar eines mit Stil. Auch wenn seine Vorbilder laut eigener Aussage „Paul Newman, Cary Grant and vertical stripes” sind, sein Outfit ist über die Jahre erstaunlich wandelbar: tiefschwarzes Haar, Vollbart und Anzug hier, dort strenger Undercut und Schnurbar in Borat-Fasson, gern auch die wallende Mähne zum Seidenhemd und gerade erst mit blondierter Gel-Tolle – der Mann hat viele Gesichter. Nicht ganz so vielschichtig und trotzdem nicht weniger spannend der Sound seiner Kapelle – auf dem mittlerweile vierten Album seit 2006 spielt das Quartett einen wunderbar dampfenden Bluesrock mit ganz viel Drive und ordentlich Herzblut.



Vergleiche mit Jack White hört James, der passenderweise ebenfalls aus Detroit stammt, nicht eben selten, auch die frühen Kings Of Leon, Mother Tongue (wie der Rest der Fiction in Austin/Texas gegründet) und, jawoll, die Stones gehören zu den Referenzen. Was wir noch hören? Gitarrensolos, also wirklich: GITARRENSOLOS! Herrlich hingerotzte Riffs zu wuchtigen Drums und dickem Bass, so nämlich geht’s zur Stampede mit Jesse James quer durch die Pampa (“Cowboy”), danach wird, dem Stande des Bluesrockers angemessen, die komplette Klaviatur der Seelenpein durchlitten – frostige Einsamkeit, brennende Sehnsüchte, Liebesschwüre und Laufpässe, es ist eigentlich alles dabei. Dazu souliger Background, noch souligere Chöre, Streicher, Piano, ein paar Mariachi-Bläser oder eine Steel-Guitar, wenn die Herren mal kurz durchschnaufen müssen. Atemlos bleibt es trotzdem, man fühlt sich nach den elf Stücken bestens durchgerockt und ebenso gut unterhalten. Und wenn die vier, wovon auszugehen ist, die Energie von der Konserve auf die Bühne bringen können, dann ist diese Platte erst die Hälfte des Vergnügens. http://www.leopoldandhisfiction.com/



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