Donnerstag, 16. Oktober 2014

Iceage: Gewagt und gewonnen

Iceage
„Plowing Into The Field Of Love“
(Matador)

Irgendwann im vierten Stück des Albums kommt sie dann also, die Trompete. Ich meine: eine TROMPETE! Wir reden hier von Iceage, damit das klar ist. Der dänischen Noise-Punk-Kapelle, die auf ihren ersten beiden Platten „Youth Brigade“ und „You’re Nothing“ nicht gerade durch übertriebene, künstlerische Diversifikation aufgefallen ist, die es sich eher zur Aufgabe gemacht hatte, mit infernalischem Gitarrenkrach und der grob gebürsteten Stimme von Elias Bender Rønnenfelt das Publikum in Angst und Schrecken zu versetzen. Und zwar so perfekt, dass man wieder Spaß daran finden konnte. Offensichtlich haben die vier aus Kopenhagen nun aber beschlossen, dass es mit dem übermäßigen Geschrammel ein Ende haben muss und dass das ‘Feld der Liebe’ künftig mit anderen Mitteln zu bearbeiten sei.

Man darf zudem vermuten, dass dieser Entscheidung eine (überaus verständliche) Zuneigung für die Musik von Jon Spencers Blues Explosion, Gallon Drunk und vor allem für das komplette Frühwerk von Nick Cave und seinen Bad Seeds zugrunde liegt – in diese Richtung nämlich haben sich Iceage aufgemacht.Schon die Vorabsingle „The Lord’s Favorite“ ließ eine Abkehr vom Lärmdiktat erkennen, ein lässig-schnoddriger Antänzer, ganz Rock’n Roll, vom Punk der frühen Tage nicht mehr viel zu hören. Den fiebrigen Teufelstanz aber geben andere Stücke noch eindrucksvoller wieder – herzblutig der Einstieg „On My Fingers“, „Glassy Eyed, Dormant And Veiled“ taumelt versoffen und wild, auch „Let It Vanish“ klingt herrlich hingeschleudert, wild, um sich schlagend mit der Kraft der Verzweiflung. Nicht minder aufgewühlt auch „Forever“ und „Cimmerian Shade“, das mit einem satten Bass beginnt und gegen Ende durch all das Stöhnen und wütende Geschrei sogar noch einen Schritt weiter zurück in die Cave’che Historie weist, zur fabelhaften Birthday Party.

Natürlich sind das Referenzen, die eine so junge Band wie Iceage – sieben Jahre haben die Jungs gerade mal auf dem Zähler – so großartig wie schwerwiegend ankommen können. Andererseits lassen die neuen Stücken trotz der ungewohnten Instrumentierung mit Piano, Streichern und eben der einen oder anderen Trompete eine derartige Wucht und Energie erkennen, das man an mangelndes Selbstbewußtsein zu keinem Zeitpunkt glauben mag. Leiser sind sie jedenfalls nicht geworden, schnell können sie auch noch und die passende Attitüde („I keep on pissing against the moon…“) haben sie sich weiterhin bewahrt. Wer eine Kehrtwende so eindrucksvoll und auch noch zum richtigen Zeitpunkt hinbekommt, von dem wird auch in den nächsten Jahren sicher noch zu hören sein. Für’s erste: Rockplatte of the year, keine Frage! http://iceagecopenhagen.blogspot.de/

22.11.  Hamburg, Uebel und Gefährlich
23.11.  Trier, Exhaus
24.11.  Berlin, Berghain Kantine
25.11.  Esslingen, Komma
26.11.  Wien, Arena
27.11.  München, Strom
28.11.  Zürich, Kinski

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