Mittwoch, 18. September 2013

Haim: Clevere Mädchen

Haim
„Days Are Gone“

(Vertigo/Universal)

So, nun mal los: Day Has Come? Thinking Of You? Two Tears? Und – klingelt’s? Stories? River? Auch noch nicht? Aber jetzt: Mmmbop! Na also. Isaac, Tyler und Zac, drei Brüder aus Oklahoma, der Einfachheit halber unter dem Familiennamen Hanson mit Beginn der 90er unterwegs, nie wirklich außer Dienst und dennoch, zumindest hierzulande, fast nur für diesen einen Hit gelebt – Mmmbop. Schwenk – Danielle, Alana und Este, drei Schwestern aus Los Angeles, der Einfachheit halber unter dem Familiennamen Haim zur Band formiert und nun, 2013, mit einem Debütalbum am Start, das (zumindest in diesem Jahr) den Maßstab in Sachen Pop setzen wird.

Man darf annehmen, dass Haim einiges besser machen werden als die Gebrüder Hanson, schließlich sind sie Mädchen und als solche für gewöhnlich cleverer. Schritt Nummer eins sollte die Wahl des Produzenten Mike Chapman gewesen sein, mit Blondies “Parallel Lines” hat der Australier sein frühes Meisterwerk aka. die perfekte Pop-Platte schon daheim in der Vitrine stehen, der Mann kennt die 70er so gut wie die 80er und dürfte der Grund dafür sein, dass einem beim Anhören ständig Debbie Harry und Cyndie Lauper vor dem inneren Auge vorbeiflimmern. Irgendwie ist diese Platte natürlich auch ein wenig “One Touch”, die Sugababes waren mit ihrem Erstling ähnlich furios gestartet und auch sie beherrschten neben erstklassigem Songwriting die Kunst, allseits bekannte Versatzstücke verschiedener Subgenres des Pop so zu kombinieren, dass man meinte, man höre das so zum ersten Mal.

Verblüffend also, wie leicht es jedem der elf Stücke fällt, den Hörer um den Finger zu wickeln; gerade weil sie so ausnahmslos eingängig sind, gibt es eigentlich keines, was einer besonderen Hervorhebung bedürfte. Da gibt es Chöre mit zartem Schmelz, das Schlagzeug schnalzt und Don Henleys “Boys Of Summer” drehen mal wieder eine Ehrenrunde. Vielleicht fällt ja “My Song 5” mit seinen satt röhrenden Bluesgitarren und dem Genesis-Mashup etwas aus dem Rahmen. Zusammen mit dem bedrohlich stampfenden”Let Me Go” sind dies möglicherweise die einzigen Augenblicke, wo man vor den netten Twens und ihrer Art, Alltagsprobleme zu besingen, sicherheitshalber mal einen Schritt zurück tritt.

Wer sie hierzulande live sehen will, muss sich im Übrigen damit anfreunden, dass sie vorerst nur als Vorband zu Phoenix zu haben sein werden; nachdem die Franzosen mit ihrem letzten Album leider eine erstaunliche Fallhöhe zurückgelegt haben, bleibt das wohl nur ein halbiertes Vergnügen. Haim jedenfalls sollten mit ihrem ersten Album in die entgegengesetzte Richtung kreuzen, ihr Weg führt steil bergauf – für diesen Augenblick ganz sicher und gern noch einmal wiederholt: In Sachen Pop die Platte des Jahres.

Mit Phoenix unterwegs:
18.11.  Frankfurt, Jahrhunderthalle
19.11.  München, Zenith
21.11.  Berlin, Columbiahalle
22.11.  Mitsubishi Electric Halle
25.11.  Hamburg, Gruenspan
26.11.  Köln, Bürgerhaus Stollwerk

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