Donnerstag, 29. August 2013

Volcano Choir: Stoff mit Langzeitwirkung

Volcano Choir
„Repave“

(Jagjaguwar)

Man tut Justin Vernon sicher nicht Unrecht, wenn man ihn der äußerst umtriebigen Neugier bezichtigt – die Liste seiner Bands und Projekte ist länger als die der Mängel am Berliner Großflughafen, hinzu kommen in reichlicher Anzahl Gastspielauftritte, zuletzt Poliça, Kanye West, die Flaming Lips, The National und die Blind Boys Of Alabama – der Mann tut wirklich, was er kann. „Unmap“, sein erstes Album unter dem Namen Volcano Choir, zusammen also mit den Mitgliedern der Band Collections of Colonies of Bees, ist auf das Jahr 2009 datiert und war, da darf man ehrlich sein, ein weniger eingängiges Werk – leicht zerfasert, vielgestaltig bis sprunghaft, er machte es dem Hörer nicht einfach. „Repave“ ist in dieser Hinsicht einfacher zu haben – es klingt geschlossener, liedhafter und hat dennoch genügend Tiefgang und Komplexität vorzuweisen.

Die acht Stücke der Platte loten behutsam die Bezugspunkte von intelligentem Prog-, Post- und Countryrock aus und auch wenn sie meistenteils recht schwergewichtig geraten sind, ein richtiges Monster ist nicht darunter zu finden. Natürlich knüpft Vernon wieder die verschiedenen Klangfarben seiner Stimme, teils mit dem geliebten Vocoder verfremdet, zu mehrschichtigen Klanggebilden zusammen, auch die Drums wechseln zwischen analog und digital – dennoch halten sich die Spielereien diesmal zugunsten der klassischen Songstruktur in Grenzen. So entstehen dunkel dräuende Großraumnummern, ausladend, mit Spannungen, die aber, wie beim zauberhaften „Keel“, nicht zwangsläufig aufgelöst werden müssen.

Mit dem Blick auf’s ansprechende Cover ist man versucht, das Metaphernwörterbuch zu plündern, man landet so schnell bei Begriffen wie „erhaben“, „gewaltig“ oder „berauschend“. Doch Vernon wäre nicht der gewitzt Besessene, würde er diesen Eindruck nicht auch auf passender Stelle zu brechen wissen – die Schlusstakte von „Comrade“ hätten durchaus auch „Yeezus“ von Kumpel West landen können, „Almanac“ pulsiert zu Beginn ganz fabelhaft und just in dem Moment, wo man meint, gleich kämen Moroder und Daft Punk um die Ecke, zimmern Volcano Choir doch noch ein paar saftige Riffs dazu. Tür zu und Regler hoch, wer sich die Zeit nimmt, kann mit diesem Album einige lohnende Runden drehen, ohne gleich von Langeweile angeweht zu werden – das hier ist Stoff mit Langzeitwirkung. http://volcanochoir.com/

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