Mittwoch, 30. Januar 2013

Ein Teufelskerl

Eels 
„Wonderful, Glorious“ 
(Universal)

Klasse, der Mann! Und clever dazu. Gerade drohten Mark Oliver Everett, quasi das „E“ von Eels, selbst einige seiner getreuesten Fans von der Fahne zu gehen, nachdem er diese mit der Verabreichung der Dreifachdosis kontemplativer Lebensbetrachtung in Form seiner Trilogie aus „Hombre Lobo“, „End Times“ und „Tomorrow Morning“ auf eine harte Probe gestellt hatte. Kurz bevor der Letzte die Tür zuschlägt, ruft Everett also: „I no longer keep my mouth shut, bombs away, gonna shake the house!” Nicht weniger als die Wiedererweckung soll es also sein, dieses zehnte Album – schwer gebeutelt von einer Reihe von Schicksalsschlägen, hat Everett offenbar genug davon, die verhuschte “Kirchenmaus”, den “whispering fool” zu geben. Er kehrt zurück zum Eletroblues der Anfangstage und die Chancen, dass er damit die (ohnehin ergebene) Gemeinschaft seiner Anhänger wieder restlos versöhnt, könnten größer nicht sein.

Und so folgt man dem knapp Fünfzigjährigen bereitwillig auf seine musikalische Reise, und auch wenn man den Schauderbegriff „Konzeptalbum“ mal wieder vermeiden will – die Songs folgen augenscheinlich einer zwangsläufigen, allzu menschlichen Chronologie: Aufschrei (Bombs Away), Ermutigung („I’m feeling allright, don’t mess with me“, Kinda Fuzzy), Rückbesinnung (Accident Prone), Selbstbehauptung („There ain’t nothing for me to fear“, Peach Blossom) vs. Selbstzweifel („I’m not knocked out, but I’m on the ropes“, One The Ropes), erste Schritte („Six bucks in my pocket, the shoes on my feet, the first step is out the door, then out to the street”, The Turnaround), trotzige Selbsthilfe (“When the world stops making sense, I’ll make a new alphabet”, New Alphabet), Gemeinschaft (Stick Together), Liebe (True Original), Ungeduld (Open My Present), Freundschaft (You’re My Friend), Bewahrung (I Am Building A Shrine) und versöhnlicher Abschied (Wonderful, Glorious) – soweit, so interpretationsfähig.

Wie man lesen konnte, hatte jeder der Jungs um Everett “a hand in the writing”, auch der Sound von “Wonderful, Glorious” ist überraschend und verläßlich zugleich. Elektronische Spielereien, Psychrockanleihen, düsterer Stomp und schwelgerische Balladen – Chet Lyster, Alan Hunter, Derek Brown und Kelly Logsdon haben ihr Bestes gegeben, um das Album auch in musiklaischer Hinsicht zu einem Leckerbissen werden zu lassen. Es gibt wieder: Gitarrensoli (Open My Present), Funk (Wonderful, Glorious) und jede Menge von diesem rostigen Twang der frühen Jahre. Abschließend noch einmal Everett selbst: “...once the dust settled, I found myself in the position of having to ask myself 'now what? ... I didn't know the answer. But I'm a fighter and I knew I wasn't going to give up easily. Ultimately, I found the answer in the four guys sharing the stage with me.“ Und das ist, weiß Gott, nicht die schlechteste.

Komplettstream des Albums - hier.

Immer noch und wieder "on the road":
07.04.  Hamburg, Große Freiheit
08.04.  Berlin, Tempodrom
14.04.  Salzburg, Republic
16.04.  Zürich, Volkshaus
19.04.  Graz, Orpheum
20.04.  Linz, Posthof
21.04.  Wien, Gasometer
22.04.  München, Tonhalle

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