Donnerstag, 22. September 2011

Platzpatronen



The Rifles „Freedom Run“ (Right Hook Records)
Da lobt man sie immer und überall, die Veränderung, und wenn sie dann mal kommt, ist’s auch wieder nicht recht. Arme Rifles, da wagen sich die Jungs aus London nach zwei formidablen und geradeausgerockten Alben auf neue und für sie reichlich ungewohnte Pfade und landen leider mitten im Sumpfgebiet des melodischen Gitarrenpops. Wer hätte das denn auch ahnen sollen? Gerade erst konnte man im Netz zwei kleinere Schnipsel eines aktuellen Konzerts der Band in Liam Gallaghers Klamottenbude „Prettygreen“ bestaunen und vielleicht hätte man da schon stutzig werden müssen, dass beide Songs, „Spend A Lifetime“ und „Romeo & Julie“, von den Vorgängern des neuen Werks, also „No Love Lost“ und „Great Escape“ stammten. Hätten die anwesenden Gäste, wegen des Auftrittsortes mutmaßlich allesamt hartgesottene Britpopfans, das neue Album vorher zur Gänze hören dürfen, den Rifles wäre wohl der Zutritt zum Laden aufs Strengste verboten worden.

Was, muß man fragen, hat die Jungs dazu getrieben, ihren einstmals so erfrischenden und knackigen Sound gegen diese langweilige und überzuckerte Popsoße einzutauschen? Angefangen bei der ersten Single „Tangled Up In Love“, die mit drögen Streichern daherkommt über das mehr als mittelmäßige „Dreamer“ bis hin zu Langweilern wie „Nothing Matters“, „Coming Home“ und „I Get Low“, alles versinkt in verkitschtem Soundbrei, den auch Keane, Starsailor und Coldplay seit Jahren verrühren. Mit etwas gutem Willen läßt sich „Long Walk Back“ dabei noch ausklammern, hier wackelt endlich mal die Bude, auch „Eveline“ und „Love Is A Key“ könnten noch als kleine Beatles-Momente durchgehen, für Britpopper ja noch immer so eine Art Pflichtprogramm.

Viel mehr aber wird’s nicht – selbst der vergleichsweise abwechslungsreichste Arbeitsnachweis, das gut sechsminütige „Little Boy Blue“, kann da nicht versöhnen, der Sound kommt zwar einigermaßen schräg daher, dafür läßt einen die politisierende Erbauungslyrik kopfschüttelnd zurück. Dass man Pop und Rock auch gewinnbringend in eine Form gießen kann und trotzdem seinen Kredit nicht verspielt, haben gerade erst die Arctic Monkeys mit ihrem „Suck It And See“ bewiesen, die Rifles allerdings müssen sich mit den Worten von Chefstern Frank Spilker fragen lassen: „Was hat Euch bloß so ruiniert?“
http://www.therifles.net/

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

da hat er leider mehr als recht, unser musikphilosoph. eine fette enttäuschung. hoffentlich richten es die kooks. M.