Mittwoch, 28. September 2011

Kleines "B" aus Brooklyn



Firehorse „And So They Run Faster“ (PledgeMusic)
Natürlich ist es kein allzu großes Geheimnis, dass der New Yorker Stadtteil Brooklyn für die alternative Musikszene der Stadt und des Landes eine Art ewig sprudelnder Jungbrunnen ist. Jahr um Jahr, ja fast Woche um Woche tauchen neue Künstler auf, die sich auf das Viertel als Keimzelle ihrer Kreativität berufen. Setzt man die Menge honoriger Namen (aktuell u.a. MGMT, TV On The Radio, The Flaming Lips, The Drums, Neon Indian, Interpol, Dirty Projectors, The Strokes, etc.), bezogen auf die zur Verfügung stehende Fläche (251 km²) spaßeshalber ins Verhältnis zum Saarland (2.570 km²), kommt man auf ein wenig schmeichelhaftes Ergebnis. Natürlich ist das Kokolores, die armen Saarländer haben derartige Vergleiche nicht verdient und ohne Zweifel andere, nicht weniger lobenswerte Vorzüge. Es zeigt aber, wie gewaltig das Potential des kulturellen Melting Pots Brooklyn nach wie vor ist.

Auch Leah Siegel stammt samt ihres Projekts Firehorse aus dieser Ecke und auch sie befeuert mit ihrem Debütalbum „And So They Run Faster“ den guten Ruf des Quartiers. Auf der Promonotiz zur Platte, in grauer Vorzeit noch Waschzettel genannt, wird davor gewarnt, die Dame mit dem „B-Wort“ in Verbindung zu bringen, hört man die ersten Takte des Openers „She’s A River“, weiß man, dass „B“ für Björk stehen muss. Ähnlichkeiten zu deren Songs „Army Of Me“ oder „Human Behavior“ sind in der Tat auffällig, erschöpfen sich aber rasch. Siegel selbst bringt dagegen den Electroblues von Eels als Quelle der Inspiration ins Gespräch, auch das kann man gelten lassen – es scheppert und kratzt recht vertraut im Verlaufe der neun Songs.

Zum Glück erweist sich recht schnell, dass Firehorse nicht zum nächsten Wiederaufguß unheilsschwangerer Synthieopern zu zählen sind, zu oft variieren sie dafür Tempo, Charakter und Instrumentierung der Stücke. Wenn „Only The Birds“ verworren und verspielt klingt, hüpft „Machete Gang Holiday“ munter daher, „Puppet“ glänzt mit melancholischen Kravallgitarren Marke Interpol zu schleppendem Beat und „My Left Eye“ erinnert an eine verlangsamte, aufgehellte Version von Nick Caves „The Carny“. Ganz am Ende pluckert es für „Baby Bird“ fast neun Minuten zu sphärischen Klängen und endlos geloopten Gesangssequenzen, da zwinkert das „B“ natürlich wieder frech über die Schulter. Den Reiz der Platte kann das nicht mindern, in Brooklyn stört sich an solchen Petitessen wohl niemand, vom Saarland ganz zu schweigen.
http://www.thisisfirehorse.com/

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