Donnerstag, 30. Juni 2011

Kluge Töne



SBTRKT “SBTRKT” (Young Turks)
Wie viele andere Blogger erliege auch ich, der ich ja mein eigener Schlußredakteur bin, nicht selten der Versuchung, eine Rezension mit einem unüberschaubaren Wust an Ausschmückungen, Füllwörtern und Satzverschachtelungen zu versehen in der irrigen Annahme, das würde dem Verständnis helfen und gefallen. Wozu einen die Eitelkeit doch treiben kann … Bei bestimmten Platten allerdings verbieten sich solche Volten von selbst, dann nämlich, wenn deren hervorstechendeste Eigenschaft die kunstvolle Vereinfachung ist.

Aaron Jerome, mutmaßlich der Mann mit der Maske auf dem Cover, hat auf seinem Album die Reduktion und Sparsamkeit zum Prinzip erhoben und erschafft so ein einzigartiges, wohlklingendes Extrakt. Ob Dubstep, Breakbeats, Minimal Techno oder House, mit Vorliebe stellt Jerome lieber Töne neben- als übereinander, nichts wirkt überladen oder gar zugekleistert und jeder Takt ist sorgsam austariert. Mit Ausnahme des Stückes “Sanctuary” fangen einen die Tracks somit weniger durch geschichtete Flächigkeit als vielmehr durch das bedachte, punktgenaue Arrangement.

Man fühlt sich wieder einmal an den Purismus von The XX erinnert, an The Weeknd und auch, wie bei “Right Thing To Do” an die frühen Faithless. Ein “zuviel” ist ihm ein Graus, bei SBTRKT werden selbst die Vocals, vorzugsweise von Szenegrößen wie Sampha oder Yukimi, dem warm pluckernden Beat untergeordnet, nichts vermag hier die Balance zu stören. Dass solche Musik nicht nur unter Kopfhörer, sondern auch in’s schummrige Clubambiente passt, beweisen das diskotaugliche “Pharoahs” oder die Zugabe “Living Like I Do”.

Ganz ohne die üblichen Verzierungen ist es nun doch nicht gegangen – wer es also in eingedampfter Form braucht, dem sei gesagt: Diese Platte ist ein kleines, sympathisches Meisterwerk – ein Kauf wäre sicher kein Fehler. Schlichter geht’s nun wirklich nicht.
http://www.sbtrkt.com/

Mittwoch, 29. Juni 2011

dt.: Wiedergutmachung, die [feminin]



An gleicher Stelle auch schon mal mächtig geschmäht, verdient Beyoncé für ihren Auftritt in Glastonbury am Sonntag als erster weiblicher Hauptact seit 25 Jahren allen Respekt – „mindblowing“, „fucking amazing“, die deutsche Sprache kann manchmal ziemlich begrenzt sein und die Ausverkaufsprediger („Jesus. They'll be having Kylie next.”/guardian musicblog) waren klar in der Minderheit - anschauen: hier.

Dienstag, 28. Juni 2011

Leichtfertige Grenzgänger



Figurines „Figurines“ (Cargo)
Vom Erfolgskuchen des skandinavischen Indiepop haben die Dänen ja ungerechterweise nur ein paar spärliche Krümel abbekommen, Nachbar Schweden konnte hier, ähnlich wie im literarischen Segment „blutrünstige Serienkiller“, fast konkurrenzlos punkten und sich nahezu die komplette Torte in den gierigen Schlund schieben. Schon allein die Menge an satisfaktionsfähigen Protagonisten – Radio Dept., The Hives, Mando Diao, Cardigans, Peter Bjorn And John, The Knife, und und und war und ist furchteinflößend – kein Wunder also, dass sich die Norweger lieber auf exqusite Clubtunes kaprizierten und die Finnen weiter ihr Image als Heimstatt trinkfreudigiger und blutrünstiger Brachialmetaller pflegen. Dänemark, nun ja: The Raveonettes, The Broken Beats und – die Figurines.

Als deren Wiedererkennungsmerkmal gilt vor allem die hochtönende, leicht quengelige Stimme von Christian Hjelm, eingebettet in die leichtgängigen Popmelodien der restlichen Figurinen. Die klangen auf den Anfangswerken „Shake A Mountain“ (2003) und „Skeleton“ (2005) allerdings noch deutlich rougher und flotter, auch wenn sie in punkto Eingängigkeit wenig eingebüßt haben. Das Instrumentarium wurde für das aktuelle, selbstbetitelte Werk ein wenig erweitert, hier wird jetzt nicht nur gezupft, sondern auch öfters mal gestrichen und auch sonst war man um keine noch so kleine Spielerei verlegen.

Liedhaftes an der Grenze zur Belanglosigkeit würde den Figurines attestieren, wer es nicht so gut mit ihnen meint – zuweilen klingen sie in der Tat etwas zu gefällig und kantenarm. Aufmerken läßt einen hier das untypische „We Got Away“, watteweich, zuckersüß und mit einem Himmel voller Celli, so konsequent gegen die eigenen Ursprünge gebürstet, dass man sich fast schon Sorgen macht. Popsong hin oder her, nicht jedem wird gefallen, was er da zu hören bekommt, auch wenn sich die fünf offensichtlich selbst noch nicht sicher sind, wohin die Reise gehen soll. Ein zu befürchtendes, generelles Lebewohl an den guten alten Rock früherer Tage wäre dann aber doch bedauerlich.
http://www.figurines.dk/

Samstag, 25. Juni 2011

Ruhe sanft, Mr. Columbo



Nun hat er es endlich geschafft, am Donnerstag dieser Woche ist Peter Falk - zuletzt ziemlich gebeutelt von Alter und Alzheimer - mit 83 Jahren in Beverly Hills gestorben. Und natürlich gehört er auch an dieser Stelle gewürdigt, ist er doch maßgeblich für jede Menge unterhaltsame Stunden vor dem heimischen Fernsehgerät verantwortlich - unvergessen, wie er sich als Inspector Columbo mit eingebildeten Professoren, arroganter Semiprominenz und durchgeknallten Militärs mühte, wie er die betörende Faye Dunaway und den verschlagenen Johnny Cash überführte, sich des Nachts am Tatort gemächlich ein Ei pellte, Hund "Hund" verwöhnte und beinahe an einem Toast mit Limonen-Marmelade krepiert wäre. Dazu hat der Mann mit seinem Gastauftritt neben Otto Sander, Bruno Ganz, Solveig Dommartin und Nick Cave dafür gesorgt, dass der Autor dieser Zeilen allezeit auf die Frage nach seinem Lieblingsfilm ohne lang zu überlegen Wim Wenders' "Der Himmel über Berlin" benennen kann. Auch eine Leistung. In diesem Sinne: "Hope, you can see me ..."

Freitag, 24. Juni 2011

Funky wall of sound



TV On The Radio, 23. Juni 2011, Muffathalle München
Es gibt eine eiserne Regel für den Besuch bei Live-Konzerten, die da lautet: „Hast Du eine(n) Band/Künstler(in) schon einmal in ihren/seinen Anfangstagen vor überschaubarer Gefolgschaft erlebt und war dies ein phänomenales (unvergessliches, unwiederbringliches u.ä.) Ereignis, dann vermeide jeden weiteren Besuch, solltest Du sie/ihn später noch einmal in größeren Hallen sehen können. Gehst Du wider besseren Wissens trotzdem hin, dann beschwer Dich nicht!“ Soweit die Regel.

TV On The Radio, seit Jahren mit einem Coolness-Faktor gesegnet, von dem der Großteil des Musikbusiness – männlich, weiblich, jung, alt, schwarz, weiß, egal – nur träumen darf, waren im Jahre 2006 schon einmal in München und spielten eine sagenhafte Show im Hansa 39, vor schätzungsweise nicht mehr als 350 Leuten. Warum also jetzt das Schicksal versuchen und sich mit grob geschätzt fünfmal so vielen Möchtegernhippstern in einer Halle drängen, die als gnadenloses Akkustikgrab verschrien ist? Die Lösung ist recht simpel: Weil eine Band erst dann richtig gut ist, wenn sie den Standard, den sie gesetzt hat, auch nach Jahren und an unvorteilhaften Orten, bestenfalls halten, vielleicht sogar noch toppen kann? Wollen wir doch sehen...

Gleich vornweg: Für den Kammerpop der Vorband Oh! Pears, die sich auf maximal einem Quadratmeter der Bühne ängstlich zusammen-drängte, muß man wahrscheinlich geboren sein – niemand möchte den Jungs zu nahe treten, aber viel schlimmer kann Amy Winehouse in Belgrad auch nicht geklungen haben. Geschenkt, wir kümmern uns um das Hauptprogramm. Wer vergessen haben sollte, dass TVOTR ursprünglich eine Gitarrenband sind – und nach der neuen Platte waren das nicht wenige – dem wird das schon mit den ersten Takten ins Bewußtsein gehämmert: Tunde Adebimpe, Kyp Malone, David Sitek und Jaleel Bunton, unterstützt von einer 1-Mann-Blechsection, geben aus dem Stand dem Affen Zucker und füllen die Halle mit dem, was man getrost eine „funky wall of sound“ nennen kann. Schon der zweite Song stammt vom ersten Major-Album „Desperate Youth, Bloodthirsty Babes“ und auch die nachfolgende Auswahl läßt keine Wünsche offen.

„I Was A Lover“, „A Method“, „Province“, „Dancing Choose“ – sie spielen das laut, aber eben nicht nur, sondern sind wahrscheinlich die einzigen, die bei dieser gehörigen Menge an Dezibel noch leidenschaft-lichen Soul, zähneknirschenden Blues und so manchen harten Rap mit unterbringen können und zwar so, dass die Stücke ein unverwechsel-bares Gesicht erhalten. „Will Do“ vom neuen Album „Nine Types Of Light“ schmilzt ohrenbetäubend und beim brachialen Dreiklang aus „Staring At The Sun“, „Repetition“ und „Wolf Like Me“ brechen auch unten im Publikum alle Dämme – die Halle tobt.

Und weil TV On The Radio offenbar die Band ist, die an diesem Abend jeden glücklich machen kann, dürfen auch die Oh! Pears für eine Zugebe noch ein wenig mittrommeln und lächeln darob seelig in die Runde. Für’s restlos begeisterte Publikum gibt’s am Ende noch eine Extraportion Extase – die Jungs spielen eine knackige Version des Fugazi-Klassikers „Waiting Room“ und sammeln so problemlos die restlichen Punkte bei den Berufspessimisten ein – grandios. Gegen jede Erwartung also ein vorzügliches Konzert: Raus mit schwammigem Kopf, die Ohren pfeifen – glücklich.

Coffee to no go



Auch das ein Zeichen für spätrömische Dekadenz - mitten in München, wo sonst. Gesehen am Kinderspielplatz am Maximilianeum.

Mittwoch, 22. Juni 2011

Bitte Abstand halten



Witches „Forever“ (Bakery Outlet Records)
Auch wenn das mehr als „grungy“ klingt, für das angekündigte Revival reicht es beileibe nicht aus und das ist, um ehrlich zu sein, auch nicht unbedingt notwendig. Denn auch wenn sich die Witches aus der R.E.M.-Heimatstadt Athens/Georgia einige Sahnestücke der Epoche als Vorbilder herausgesucht haben – Lemonheads, Breeders, Dinosaur jr., Sonic Youth, Sleater Kinney – so möchte man doch genügsam und bescheiden bleiben und eine Rückkehr zu Flanellhemd, Zottelbart und endlosem Gitarrengegniedel dankend ablehnen. Da schwelgt man lieber in angenehmen Erinnerungen und dabei, das ist unbestritten, kann „Forever“ mit seinen knapp 35 Minuten gut und gern helfen. Ein kleines, ein dreckiges Album, Cara Beth Satalino und Band verstehen sich ganz hervorragend auf hingebungsvolles Schrammeln – die zehn Songs ähneln einander zu sehr, um einen besonders hervorzuheben. Alles zusammen eine schöne Reminiszenz an längst Vergessenes, Erinnernswertes und besser Verdrängtes. Mit dem nötigen Abstand also durchaus eine feine Platte.
http://www.myspace.com/witchestheband

Hirn an, Klappe zu!



Nicht das es von herausragender Bedeutung wäre, aber da wir gerade schon einmal beim Spielplan der 2. Bundesliga waren und dort die Termine in Ostdeutschland aus leidiger Erfahrung besonders markieren mussten, hier noch ein Nachtrag für die Statistiker unter den Ewiggestrigen: In der neuen Saison stellt der FC St. Pauli neben den Vereinen Hansa Rostock, Wism...sorry, Erzgebirge Aue und Dynamo Dresden einen der vier Vereine mit nur drei ausländischen Profis im Kader. Sollte wie erwartet, aber nicht gewünscht auch noch Carlos Zambrano das Millerntor hinter sich lassen, wäre man auch in dieser Hinsicht ungeschlagen. Den „schlechtesten“ Koeffizienten weisen in dieser Hinsicht übrigens der MSV Duisburg und Eintracht Frankfurt auf, bei ihnen besitzen weniger als die Hälfte der Spieler einen deutschen Paß.

Don't imitate, irritate!



John Maus „We Must Become The Pitiless Censors Of Ourselves“ (Cargo)
Schon nach den ersten Takten dieses Album fragt man sich unweigerlich: Was ist es, was dieser Mann da macht? Und ein paar Umdrehungen später: Und warum gefällt es mir so gut, wenn es doch so befremdlich klingt? Seltsame Fragen also, die einen da anwandeln, seltsame Fragen zu einem seltsamen Mann. Denn mal ehrlich, die Bass-Hooks von „Quantum Leap“ gehören sicher noch zur Kategorie „leicht vermittelbar“, billige Morodermelodien und gerauntes Genuschel über Depressionsfantasien zählen jedoch nicht unbedingt dazu. Und wüßte man nicht aus der einschlägigen Fachpresse, dass John Maus, kotzt er sich auf der Bühne nicht gerade die Seele aus dem malträtierten Leib, nebenamtlich als Dozent für politische Philosophie an einer hawaiianischen Universität arbeitet, also ein Mann des Wortes ist – man hielte ihn für einen durchgeknallten Psychopaten.

Oder was sonst soll man davon halten, dass jemand auf samtweiche, einschmeichelnde Casiotoneklänge einen Aufruf zum massenweisen Lynchmord an Polizisten bettet, gerade so als wollte er seiner Liebsten ein romantisches Ständchen darbringen („Copkiller")? Die Texte bringen wenig Aufschluß, verwischte und zerrissene Gebilde, eher instrumentale Textur als verständlicher Erkenntnisgewinn, zuweilen, wie bei „Crucifix“, nur eben aus diesem einen Wort bestehend. Die Stimmlage schon eher vertraut, mal dunkel wie Frank Tovey, dann croonend wie David Bowie, manchmal kommen einem auch so faszinierende Sumpfblüten wie Gus Black oder die Black Heart Procession in den Sinn.

Was aber einzigartig scheint, ist das irritierend harmonische Nebeneinander von simpelster Songstruktur und Melodieführung und dieser dunklen, kalte Einsamkeit atmenden Stimme, die nie vor Verzweiflung schreit und diese doch gleichsam mit jedem Takt verkörpert. Mal mit kräftigem Hall hinterlegt, mal in Stile gregorianischer Chöre verfremdet, dann wieder als entmenschlichter, phrasierender Taktgeber („Pussy is not a matter of fact“), der Mann weiß zu verunsichern, ohne viel von sich preisgeben zu müssen. Was laut dem unmißverständlichen Titelstatement des Albums auch keine wirkliche Überraschung ist, Maus hat sich schon vor der drohenden Selbstentblößung das eigene, klare Wort genommen. Ein Rätsel also, weiterhin.
http://www.mausspace.com/

Dienstag, 21. Juni 2011

One piece of ... Atari Teenage Riot_Is This Hyperreal?



Track #5 „Codebreaker“ – Alec Empire war in den 90ern mal wild, provokant, politisch korrekt und was für Auskenner, wer sich für 90 Minuten das Hirn wegknallen lassen wollte, ging auf ein ATR-Konzert, „Deutschland has gotta die!“ Gabber, Tekkno, Metal. Heute? Braucht das kein Mensch ...

Britain, the Plugiator



Soll keiner mehr etwas Ehrabschneidendes über die Bewohner des britischen Königreiches (also wellknown as „Inselaffen“) sagen, denn zumindest in punkto Marketing sind uns diese um ein Vielfaches voraus. Während die darbende Tonträgerindustrie hierzulande noch mit verschiedenpreisigen CD-Formaten umeinanderwurstelt, gehen die Strategen auf dem Eiland schon deutlich kreativere Wege. Nach dem „Bezahl doch was Du willst!“- und dem „Kompostiere Dein Booklet“-Modell von Radiohead legen nun die Kaiser Chiefs eine neue, schmucke Variante in Sachen Hörer-Band-Bindung vor.

Für ihr aktuelles Album „The Future Is Medieval“ (Understatement, ick hör‘ dir trapsen ...) stellen die fünf Jungs aus Leeds satte 20 Songs auf ihre Website – für schlappe 7,50 Pfund kann man sich davon zehn passende aussuchen und zur höchstpersönlichen Downloadversion kompilieren. Einfach nach dem Anhören die Stöpsel unter die passenden Spielfiguren stecken, Schalter umlegen und schon läuft der Plugiator. Bleibt natürlich noch die Frage, ob der geneigte Hörer nach all der lustigen Spielerei auch zehn Tracks findet, die ihm das Entgelt wert sind. Aber das ist ja wieder eine ganz eigene Geschichte.

Spielplan steht


Und weil das so ist, hier die persönlich wichtigsten Termine der neuen Saison - die bayerischen natürlich wegen der besten Chancen, den Herzensverein auch mal wieder live zu erleben, die speziellen, östlichen aus erwartbar eher weniger erfreulichen Gründen.

17. Jul St. Pauli vs. FC Ingolstadt
11. Sep St. Pauli vs. 1860 München
20. Nov Hansa Rostock vs. St. Pauli
27. Nov St. Pauli vs. Dynamo Dresden
11. Dez FC Ingolstadt vs. St. Pauli
4. Mar 1860 München vs. St. Pauli
22. Apr St. Pauli vs. Hansa Rostock
29. Apr Dynamo Dresden vs. St. Pauli

Montag, 20. Juni 2011

Neu aus alt und gut dazu



Sons & Daughters „Mirror Mirror“ (Domino)
Da wird sich schon der eine oder andere Miesepeter und Spielverderber finden, der behauptet, die Musik der schottischen Sons & Daughters habe in ungefähr soviel Innovationspotential wie die Gallaghers zusammen Grips im Schädel, überhaupt seien die Bezüge zu Blondie, Siouxie Sioux, The Cure und Echo And The Bunnymen ja so dermaßen auffällig, dass dies natürlich böse gegeißelt gehöre. Ach was, möchte man da entgegnen, wenn’s ordentlich gemacht ist, verträgt ein jedes Jahr so seine drei, vier bassgefütterten Waveaufgüsse wie Blood Red Shoes oder die Long Blondes.

Adele Bethel, Scott Paterson und Freunde geben, das kann man ihnen ruhig attestieren, nicht die schlechteste Figur ab im großen Rund der Nachahmer. Die aktuelle, dritte Platte präsentiert sich gleich zu Beginn wenig anschmiegsam, bei „Silver Spell“ schiebt sich ein schöner, fetter Batzen geballte Synthetik durch den Bildhintergrund und Human Leangue dürfen nun auch noch aufgenommen werden in die Ahnengalerie. Der Sound ist im Vergleich zum eher krachigen, gitarrenlastigen Vorgänger „The Gift“ vielleicht etwas gesetzter, aber auch weniger vorhersehbar geworden, neben der gewohnt rockigen Variante wird nun für manchen Song häufiger elektronisches Equipment angeschlossen, „Orion“ kann da als gelungenes Beispiel gelten, ebenso das dunkel rauschende „Ink Free“.

Bezaubernde Harmonien über trockenem, widerspenstigem Beat, das ist wie gesagt nicht übermäßig spektakulär, auch die Yeah Yeah Yeahs haben dieses Feld schon beackert, aber Stücke wie „Rose Red“ oder der gemächlich pluckernde „Bee Song“ stehen trotz der hörbaren Verwandschaft zu früheren Vorbildern sehr gut für sich. Tobias Levin, deutscher Musiker und Produzent, sagte kürzlich sinngemäß und nicht eben unklug, dass Musik ja nicht nur von neuen, sondern auch für neue Menschen gemacht werde, und jeder Generation bliebe einfach nichts anderes übrig, als die Dinge auf’s Neue auszuprobieren. In diesem Sinne ist „Mirror Mirror“ trotz manchen Vorbehalts dann doch eine recht gute Platte geworden.
www.sonsanddaughtersloveyou.com/

Hinmüsser



Heiko K. aus E. sagt, da muss er hin. Ey, die Red Hot Chili Peppers mal wieder live, das muss. Da hat er wohl recht. Und so wühlt er sich schon seit Tagen durch allerlei englischsprachige Hotlines, bestellt sogar ungehört das angekündigte Album "I'm With You" bei amazon.de, das hier in Deutschland am 26. August erscheinen soll, weil da - so munkelt man - einfacher an die Tickets zu kommen sei. Alles in allem fünf Termine für good old Germany im bitterkalten Spätherbst oder Frühwinter, je nachdem, wo man haust:

07.10. Köln, Lanxess Arena
09.10. Hamburg, o2 World
21.10. Frankfurt, Festhalle
04.12. Berlin, o2 World
05.12. München, Olympiahalle

Na denn Heiko, viel Glück, Alter!
http://www.redhotchilipeppers.de/

Schulte sein Schreibtisch - Teil 5



Mit 28 Jahren bei neun (okay, 8 + 1 x Österreich) Profiklubs unter Vertrag gewesen, das schaffen selbst Arthur Wichniarek und Maurizio Gaudino nicht so ohne weiteres. Aber hier geht es schließlich um den ersten offiziellen Offensivzugang des FC St. Pauli, Mahir Saglik. Selbst Frau Hauptkommisarin Odenthal würde jetzt messerscharf kombinieren: „Saglik? Das könnte ein türkischer Name sein ...“ Und Recht hätte sie. Scheint jedenfalls ein sonniges Kerlchen zu sein, und wenn er den Sturm etwas stürmischer macht, ist er sowieso willkommen. Andere Frage, weitaus wichtiger: Wird bei olle Schulte gerade das Büro geputzt oder wo um Himmels Willen ist sein Schreibtisch?

Gegrillte Wiener in Eppheim



Wie darf man sich das als treuer Gebührenzahler so vorstellen? Da überprüft das OK der Frauen-WM die Buchungen für die einzelnen Stadien und bekommt die große Flatter, weil sich das Wahnsinnsevent anscheinend doch nicht so wahnsinnig verkauft. Meldet sich also das Sekretariat von Herrn Zwanziger beim Sponsor ARD und fragt nach: „Könntet Ihr nicht ...? Also Crosspromotion und so ...?“ Prompte Antwort: „Also wenn neben dem Chef auch noch der Jogi, der Olli, der Michi und vielleicht die Steffi ...?“ Retour: „Also, das mit dem Michi wird nicht klappen, den haben wir gerade rausgeschmissen, aber die anderen, warum nicht ...?“

Hernach muß man sich nur noch schnell auf einen Austragungsort, sprich: ein Ermittlerteam einigen – runder Tisch, schnelle Entscheidungsfindung: Die Furtwängler? War erst mit schwulen Kickern dran, außerdem zu staksig, zu etepetete. Die Thomalla? Ja um Gottes Willen, hier geht’s ja nicht um Spielerfrauen! Außerdem muffelt der Wuttke dann wieder alles kaputt. Also doch die Folkerts, passt genau für so eine Minoritätenmoritat, ist ja im richtigen Leben selbst eine (also Minorität), den Kopper trimmen wir schnell mit ein paar total glaubwürdigen Sprüchen auf Interfan, perfekt.

Haste gedacht. Stefan Niggemeier, neben Kalkofe der einzig legitime Fernsehversteher im Lande, hat am Wochenende in der FAS in anderem Zusammenhang geschrieben, bei Sendungen wie „Big Brother“ oder „Frauentausch“ habe man wenigstens das Gefühl, dass da jemand nach der Produktion noch einmal drüberschaue – sorry, aber dieses Kompliment mag man dem Fußball-Tatort aus Ludwigshafen nicht machen.

Die Chance, eine ansprechende, kühne Geschichte zu erzählen, war ja bei dem Thema durchaus gegeben und dennoch wurde sie für einen holzschnittartigen Klischeeaufguß gnadenlos versemmelt. Abgesehen von den mehr als peinlichen Zwanzigersequenzen („Theo, lass uns nach Eppheim fahren!“), die sich nahtlos einreihen in die Liste der unmöglichsten Gastrollen fussballspielender Prominenz, kurz hinter Berti Vogts („Es riecht nach Gas!“) – mehr als eine Aneinanderreihung von Frauensport- und Gastarbeiterplattitüden bekommt die TV-Kripo nicht hin, der Plot plätschert dahin wie ein Nebenfluß des Rheins und ist von einer spannenden Geschichte leider so weit entfernt wie St. Pauli der 1. Liga.

Weil man sich an die dramaturgischen Fehltritte der ARD-Reihe aber fast schon gewöhnt hat, stoßen einem die handwerklichen Schnitzer in Addition besonders auf. Wenn etwa der psychopathische Platzwart Rennert vor einem dampfenden Kugelgrill steht und Odenthals Assi dann doch eine gekochte Wiener davon gereicht bekommt, dann kann man sich schon ausmalen, wie sich die Herren in der Sendezentrale mit Tränen in den Augen auf die Schenkel klopfen – „Sauber verarscht, die Zuschauer, High Five!“ Auch Authentizität wird allezeit großegeschieben – die streßgeplagte Trainerin wendet sich minutenlang vom Spielfeld ab, nur um dann nach einer abrupten Drehung mordsmäßig eine ihrer Spielerinnen zusammenzuscheißen: „Claudia, du stehst zu weit links, mach den Raum zu, verflucht!“ Aber hallo, da ist Zug drinne bei den Mädels.

„Seid ihr noch dicht?“ fragte Alexander Gorkow dazu in der SZ – der Mann irrt selten und kann sich diese Frage trotzdem schon selbst beantworten. Nein, sie sind es nicht. Weiter spricht er von „Selbstauslieferung an die Mätzchenhaftigkeit ... von Filmleuten, die nicht einen guten Dialog in 90 Minuten zustandebringen.“ Laut Kress-Report hatte der Tatort im Übrigen eine supertoppe Einschaltquote mit über 8 Millionen Zuschauern – man kann sich nur damit trösten, dass diese Zahl schon beim Vorspann gemessen wurde, alles andere wäre beängstigend.

Freitag, 17. Juni 2011

Le Frisur [reloaded]



Kürzlich hatte ich überlegt, der legendären Zwiebelfischchen-Sammlung zur fragwürdigen Namensgebung von Friseur-Innungen zwei neue Kuriositäten aus dem Münchner Landkreis beizusteuern (NiederMyHair/Moosburg und 4Haareszeiten/Wolfratshausen). Hab’s dann aber doch gelassen, das Thema schien wohl durch. Dachte ich. George Lewis aka. Twin Shadow, im letzten Jahr auffällig geworden durch sein gelungenes Elektronikdebüt „Forget“, sieht das offenbar anders und hat sich für seine aktuelle Konzertreise mit dem lustigen Namen „Clear Cuts Tour Fall 2011“ eine nette Idee einfallen lassen. Fünfzehn der angekündigten Gastmetropolen ist eine äußerst schmucke Trendfrisur zugeordnet (hier beachtlich: El Paso) – bestellen Konzertbesucher in einem bestimmten Zeitraum ihre Tickets, erhalten sie zusätzlich ein T-Shirt mit dem Hair-Do ihrer Heimatstadt und einen passenden Button obendrauf. Ganz zuende gedacht scheint das Projekt allerdings nicht, gewünscht hätte man sich, dass Lewis allen Fans freien Eintritt gewährt, die sich dem Veranstaltungsort nach passend frisieren, denkbar für diese Fälle wäre auch eine Art Gutschein für einen Coiffeur im Einzugsgebiet gewesen. Aber vielleicht hebt sich das Twin Shadow ja für seine Deutschlandkonzerte auf – dann nämlich wäre unter Umständen ein Besuch in Moosburg oder Wolfratshausen fällig (s.o.) und der Kreis wäre geschlossen.

Donnerstag, 16. Juni 2011

Zwischen Herz und Bauch



Ada „Meine zarten Pfoten“ (Pampa)
Man kann sich der Platte mit dem skurrilen Titel, hat man erst mal pflichtgemäß die Sache mit dem Esel und dem dazu passenden Geläuf bei Brehm oder Grzimek abgearbeitet, von zwei Seiten nähern. Wer das Risiko scheut, probiert es besser von vorn: Michaela Dippel alias Ada hat den, der sich also auf den klassischen Weg verlegt, mit der hauchzarten Coverversion von Lucious Jacksons „Faith“ recht schnell im Sack – die glockenhellen Tastenanschläge, die butterweichen Gitarrenklänge, die man so auch schon von den fadoverliebten Madredeus gehört hat – keine Chance. Auch nicht bei den folgenden zwei vorwiegend instrumentalen Stücken, die einen, ganz gleich wie sie gemeint sind, unmittelbar den Sand zwischen den Zehen und eine warme Sommerbrise um die Ohren spüren lassen.

Verwegenere Geister und solche, die das Fräulein Dippel aus ihrer Zeit beim Kölner Areal-Label kennen und schätzen und also mit Begriffen wie Minimal und Deep House, auch mit Techno etwas anzufangen wissen, versuchen es eher von der anderen Seite, für sie fängt dieses Album, man konnte es öfters lesen, ohnehin erst mit dem angefunkten „The Jazz Singer“ richtig an. Im hinteren Teil von „Meine zarten Pfoten“ nämlich huldigt die Dame sowohl ihrer Vergangenheit als auch ihrer eigentlichen Passion – eben minimalistischen Housegrooves der feinen, der entspannten Sorte.

Da gelangt man über das eher zurückhaltend pulsierende „Happy Birthday“ mit seinen sparsamen Gesangsloops zum Herzstück und Zentrum der Platte – dem gut siebenminütigen Mantra von „At The Gate“ und ist vom verträumten Beginn Lichtjahre entfernt. Das hier wummert ganz und gar wunderbar, ist also mehr für den Bauch als für’s Herz gemacht und funktioniert auch problemlos über die komplette Distanz.

Dreieinhalb hervorragende Songs also, die verschiedener nicht sein könnten, der Rest ist, ohne respektlos sein zu wollen, besseres Füllmaterial und wohl nicht ohne Grund mit „Intro“ oder „Interlude“ passend betitelt. Eine beachtliche und reizvolle Gradwanderung dennoch, die Frage wird aber sein, ob sie genügend Hörer findet, die bereit sind, sowohl das angenehm vertraute als auch das ungewohnt überraschende Moment in einem Durchgang zu goutieren.www.pamparecords.com

Kleiner Erziehungsberater 2.0



Wer als willfähriger Anhänger des Regisseurs Werner Herzog bisher daheim mit viel Stolz auf seine vollständige Arthouse-Collection aus “Aguirre…”, “Fitzcarraldo”, “Cobra Verde” oder “Bad Lieutenant” geschaut hat, der muß seinen Horizont in nächster Zeit um ein ungewöhnliches, gleichwohl aber reizvolles Produkt des Münchners erweitern. Wie die Süddeutsche Zeitung erfuhr, will Herzog das Buch des amerikanischen Bestsellerautors Adam Mansbach mit dem unzweideutigen Titel “Go the fuck to sleep” vertonen. Mansbach, international eher bekannt durch sein letztes Werk “The End Of The Jews”, ist selbst Vater einer Tochter und hatte aus lauter Wut über die endlosen Einschläferungszeremonien mit dem kleinwüchsigen Monster via Facebook spaßeshalber ein Buch zum Thema angekündigt – anschließend musste er dieses aufgrund der erstaunlichen Resonanz dann auch wirklich schreiben. Gekonnt füllt er schlichte Erbauungsverse mit kaum kinderfreiem Gedankenmaterial auf: “The eagles who soar through the sky are the rest / and the creatures who crawl, run and creep … I know you’re not thirsty. That’s bullshit. Stop lying / Lie the fuck down, my darling, and sleep.” (Streiflicht, SZ) Die deutsche Version soll im Übrigen “Verdammte Scheiße, schlaf ein!” heißen. Eltern wie wir fühlen sich verstanden, endlich. Leg los, Werner, die Welt braucht Dich mehr denn je!

Mapambulo Sax Tape


Ach, was soll man nur von der guten alten SPEX halten – zuerst hebt sie olle St. Bob auf den Titel und sucht – gähn! – den Protestsong des Jahres und dann ruft sie flugs den Summer of Sax aus, weil sie meint, von einer Renaissance des gebogenen Blasrohres gehört zu haben. Kann schon sein, dass das Blech im Allgemeinen und das Saxophon (rechtschreiblich vergewaltigt: Saxofon) im Besonderen wieder etwas näher in den Blickpunkt populärer Musik geraten sind. Möglich, dass gerade das oft als schwülstige Baggerwaffe verteufelte Saxophon seinen Schrecken verloren hat und gerade deshalb aus der Nische Jazz auf Freigang draußen ist – dass da neben Candy Dulfer, Curtis Stigers und Glenn Frey auch durchaus Hörenswertes herausgepustet werden kann, haben neben den erwähnten Planningtorock in neuerer Zeit erst die sagenhaften Foals bewiesen, die eine ganze Platte (Antidotes, 2008) mit der besagten Tröte veredelt haben. Und selbst wenn man als ausgewiesener Indieaner etwas länger die Gedanken kreisen lässt, fallen einem doch eine Hand voll teils altgedienter, mehr als passabler Songs mit jeder Menge Sax ein – voilá:

1. Anne Clark: „Our Darkness“
2. Madness „One Step Beyond“
3. The Cure „A Night Like This“
4. The Stooges „Fun House“
5. The Catch „25 Years“
6. David Bowie „Modern Love“
7. !!! „Steady As The Sidewalk Cracks“
8. The Killers „Can’t Stay“
9. ...

Dienstag, 14. Juni 2011

Sexy Pixel



Junior Boys „It’s All True“ (Domino)
Da sind sie also wieder, die „poppy“ twins aus Kanada und schon wieder haben sie so eine verflixte Platte dabei, bei deren Musik sich die Beine ganz von selbst verknoten und keiner so genau weiß, warum das eigentlich passiert. Schon der Vorgänger, „Begone Dull Care“ aus dem Jahr 2009, ließ sich schwer einordnen – indie, electropop, dance, ja was denn nun?

In jedem Falle „minimal“. Man muß sich nur anhören, wie die Jeremy Greenspan und Matt Didemus im Referenzstück „Kick The Can“ einzelne Töne neben- und übereinandersetzen, ohne ihnen die Luft zum Atmen zu nehmen; sie punktieren ihre Songs förmlich und schaffen so herrlich luftige, fast hüpfende, mal schneller vibrierende, dann wieder gemächlicher schwingende Konstrukte. Das alles ist so verteufelt funky, unglaublich lässig und irgendwie sexy. The Whitest Boy Alive haben Ähnliches auch schon geschafft, Zoot Woman in den besseren Momenten ebenfalls, und doch wirkten beide nicht ganz so federleicht wie das bärtige Duo.

Mit etwas wohlwollender Fantasie möchte man den Junior Boys auch eine Vorliebe für die Musik von Wham! unterstellen, wenn auch komplett ohne den schwülstigen Ballast, mit dem Michael und Ridgeley ihre Stücke teilweise sträflich zugekleistert haben. Aber dieses Softe, vorsichtig Ranschmeißerische kann einen schon kirre machen, gerade wenn es, wie beim Abschlußtrack „Banana Ripple“, auf satten neun Minuten Länge wippt.

Auch „The Reservoir“ wurde mit dieser Zauberformel gebastelt, vertonte Pixel, kleinste Nadelstiche – das klingt wie das Cover aussieht. Es freut im Übrigen auch den Freund des Gesamtkunstwerkens, dass man eine Band für Audio und Video gleichermaßen loben kann – geschmackvolle Typo, feines Foto (englischer Expo-Pavillon, Shanghai 2010) – da muss man lange suchen, um im Gagabusiness vergleichbar Ästhetisches zu finden. Die Junior Boys bespielen in Deutschland sommers im Übrigen eher die kleinen Clubs – da heißt es ranhalten, das wird vermutlich nicht mehr lang so übersichtlich bleiben. http://www.juniorboys.net/

06. Juli: Köln, Studio 672
08. Juli: Heidelberg, Karlstorbahnhof
15. Juli: Hamburg, Uebel & Gefährlich
16. Juli: Gräfenhainichen, MELT
02. August: München, Atomic Café

Schulte sein Schreibtisch - Teil 4



Jetzt also doch noch ein neues Gesicht - Patrick Funk (21) als Leihgabe vom VfB Stuttgart. Der Junge hat in seinem Lebenslauf schon eine beachtliche Bandbreite an Fußballerfahrung anzubieten, von 3. Liga bis Euroleague ist alles dabei, außerdem ist er ausgewiesener Träger der Fritz-Walter-Medaille - aber hallo! Wenn das mal keine Ansage für das Mittelfeld ist. Und auch mit dem Namen kann man zur großen Freude der schreibenden Zunft ja einiges anstellen - also "Funkloch", "Funkenflug", na, die MoPo wirds schon machen ...

Keine Angst



Das sind nicht die drei letzten Neuzugänge des Herzensklubs - auch wenn das den Gegener zu Spielbeginn schon mächtig irritieren könnte - sondern die Trikots für die neue Ober..., ähem Zweitligasaison. Nach den gleichermaßen vielgescholtenen und hochgelobten Wendedingens des letztjährigen Kurzgastspiels im Oberhaus sind das jetzt mal ziemlich schlichte, ja schmucklose Kreationen, die nicht nur augenscheinlich eine Plautze durch Längsstreifen ganz gut verschwinden lassen (naja, fast jedenfalls), sondern auch gleich von links (greislig) über mittig (geht so) nach rechts (sehenswert) geschmacklich vorsortiert sind. Einen Vergleich mit den doch recht öden Bayerntrikots jedenfalls müssen sie nicht scheuen.

Samstag, 11. Juni 2011

Verschlußsache Brechtanz



"Am heutigen Tage wurde der stellvertretende Vorsitzende der PGH 'Modische Frisur' Neubrandenburg, der Kollege Düsing, zum Problem der Pank- bzw. Poppfrisur befragt. Er erklärte, dass es sich hierbei um eine Modefrisur handelt, die gegenwärtig sehr im Kommen ist. Die Frisur trägt pankartige Züge. Wenn diese Frisur ästhetisch gut aussehen soll, so erfordert das schon ein hohes Maß an handwerklichem Können. ... Im engen Zusammenhang mit dieser Frisur steht der 'Brigg-Tanz' (Brechtanz)."
SZ vom Pfingstwochenende 2011, S. 15, Renate Meinhof, Zitat aus einer Stasi-Akte zum Thema Breakdance

Freitag, 10. Juni 2011

One piece of ... Crystal Fighters_Star Of Love



Track #1 „Solar System“ – Wer auf der höchsteigenen Hirnrinde unter der Rubrik „Spanische Tanzmusik“ noch eine gewisse Lucía Pérez – ja genau, die mit dem schlimmen Beitrag zum Grand Prix – abgespeichert hatte, darf das nun getrost überschreiben - die Crystal Fighters besingen das Sonnensystem und andere unwichtige Kleinigkeiten, dass eben genau diese Sonne im Herzen aufgeht.

Einfach mal die Klappe halten



Ungleich kämpferischer, auch hier mit den (diesmal eher subtilen) Mitteln der Bildsprache gibt sich da die Süddeutsche Zeitung am heutigen Freitag. Wenn man weiß, dass im seitenfüllenden Interview des Wirtschaftsressorts RWE-Chef Jürgen Großmann eher patzig und unbeholfen seine Kritik am fixen Atomausstieg der Bundesregierung zum Ausdruck bringt, kann man die Geste der jungen Frau auf der DWS-Anzeige unten rechts recht gut nachvollziehen. Hier gilt: Respekt dem Blattmacher.

Dünnemachen



Beim Blick auf die Titelseite der heutigen Ausgabe der WELT, seriöse kleine Schwester der Sudelpostille BILD, muss man sich schon fragen: Was haben sich die Blattmacher da wohl bei gedacht. Die WELT ist ja qua Herkunft schon seit Amtsantritt eher eine Art freundlich kommentierende Mitarbeiterzeitung des Kanzler(innen)amtes und tat sich als solche mit brachialer Kritik naturgemäß immer schwer. Nun jedoch ein "Augenthaler-Memorial"-Bild als schlafende (nicht ganz so) Schöne. Und daneben wird sie in den Kasten gepresst, als wolle man ihr eine Schlankheitskur via Layout empfehlen. Oder wagt die Springerpresse so den Einstieg in den Ausstieg und meint, die Merkel soll sich mal langsam dünnemachen?

Donnerstag, 9. Juni 2011

Beschwingte Trübsal



O’Death “Outside“ (City Slang)
Keine Frage, der bloße Blick auf das Cover der neuen O’Death ist furchteinflößend genug und hat man noch keinen Ton vom aktuellen Album gehört, so möchte man meinen, die Jungs aus Brooklyn hätten den Abdruck des Untertitels auf dem Booklet einfach vergessen der da heißen muß: „Lasst alle Hoffnung fahren!“ oder, in Anlehnung an den tatsächlichen Namen und Erinnerung an die Einstürzenden Neubauten besser „Draußen ist feindlich“.

All diese Befürchtungen erweisen sich jedoch zum großen Teil als unbegründet, obschon der Bruch zum vorangegangenen Album „Broken Hymns, Limbs And Skin“ mit seinen punkig-krachigen Songs schon ein deutlicher ist. Alles auf „Outside“ erscheint bewußt abgebremst, dem schnellen Geklöppel wurde lebewohl gesagt und nun ausnahmeslos einem düster-melancholischen Folkrock gehuldigt. Und natürlich gibt es mit dem knochenklappernden Gitarrengeheule von „Alamar“ oder dem knirschenden Klagegesang „The Lake Departed“ ganz am Ende Stücke auf der Platte, die einen das Fürchten lehren können und in der gruseligen Tradition der Bad Seeds gut aufgehoben sind.

Aber es hat eben auch die zart anmutenden Lieder wie „Black Dress“ im Programm, wo sich ein fernes Banjo dem Hörer vorsichtig nähert und Sänger Greg Jamie mit seinem unablässigen „Pray for me“ doch sehr zu Herzen geht. Oder das nachfolgende „Ourselves“, wieder mit fein gezupftem Leitmotiv ausgestattet und bezauberndem Tanzreigen als Zugabe. Diese mittelalterlich anmutenden Stimmungen kehren in vielen der Songs, ob dem getragenen „Look At The Sun“ oder dem leichteren „Back Of The Garden“ als Grundmotiv wieder und geben der Platte bei aller Traurigkeit und Trübsal doch auch immer etwas Beschwingtes und Leichtfüßiges mit auf den Weg. Nichts also, was einem Angst machen müßte.
http://www.odeath.net/

Betrifft: Jugendmode (SZ, 9. Juni 2011)



Nicht dass es einen noch groß wundern würde, wenn sich junge Menschen flach und verspannt auf Gebäudeteile oder diverse Einrichtungsgegenstände drappieren, Bilder davon in der öffentlichen Verwahranstalt Facebook posten und das Ganze als Sport oder gar Kunst mit dem putzigen Namen Planking bezeichnen. Neben weitaus lohnenderen, weil spannenderen Herausforderungen wie z.B. Crucifying, Burning oder Burying kommt ja vielleicht irgendwann – natürlich nur in äußerster Not – auch wieder eine mittlerweile sträflich unterschätzte Form der Freizeitgestaltung in Mode: Thinking.

Aussöhnung



Die wahre Dimension dieser kleinen Randnotiz von AFP können wohl nur japanische Teenager und die Eltern kleiner Gören (sprich: Mädchen) ermessen: Die Herstellerfirma der Kultfigur „Hello Kitty“ (wirklich: Sanrio, Japan) und der Schöpfer des Hasen Miffy (hier allerdings: Dick Bruna, Holland) haben offiziell ihren jahrelangen Rechtsstreit beigelegt und wollen nun die Kosten für das Verfahren den Erdbebenopfern von Fukushima zukommen lassen. Schon diese beispielhafte Einigung rührt natürlich das Herz, der Umstand allerdings, dass man nun bedenkenlos und ungestraft das debile Katzen- mit dem nicht minder debilen Hasengesicht am heranwachsenden Sprößling kombinieren kann, läßt einen laut jubilieren.

Mittwoch, 8. Juni 2011

DFW_US: 1072



Für Catherine: "Hal und Avril erörterten, ob nichtsdestotrotz ein echtes Wort sei."

Dienstag, 7. Juni 2011

Gefahrengut von vorgestern



Kitty, Daisy & Lewis „Smoking In Heaven“ (Sunday Best)
Emsige Konzerthopper, wieve Szenespezialisten und berufsmäßig Erstinformierte füllen mit ihrer Begeisterung für die drei Tollenträger schon seit knapp sechs Jahren die Speicherplätze von Webservern und die Seiten einschlägiger Musikmagazine, wer wie ich nicht zu diesen Gruppierungen gehört, den erreicht der Hype mit greisenhafter Geschwindigkeit halt erst ein paar Tage später. Was im Grunde genommen aber nicht weiter schlimm ist, weil die Musik der Geschwister Durham so vorgestrig wie zeitlos schön ist und einem jederzeit punktgenau einen Aufwärtshaken versetzen kann.

Natürlich hat sich Musik der Londoner seit ihrem ersten regulären und selbstbetitelten Album aus dem Jahr 2008 trotzdem ein Stück weit geändert. Waren die ersten Stücke noch sehr vom knisternden, handgemachten Probenkellercharme geprägt – erinnert sei vor allem an das grandiose „Honolulu Rock-a Roll-a“, das Banjofestival „Hillbilly Music“ und ein mehr als entspanntes „Swinging Hawaii“ – hat der Sound auf „Smoking In Heaven“ deutlich mehr Volumen und wirkt strenger und klarer arrangiert. Weniger Spielfreude ist trotzdem nicht zu hören, gleich „Tomorrow“ buttert ordentlich los, in die gleiche Kerbe haut später „Don’t Make A Fool Out Of Me“. Spätestens beim messerscharfen „I’m Going Back“ wird klar, dass auch diese Platte eigentlich von Gesetzes wegen mit einem grellgelben Warnhinweis „Vorsicht, leicht entflammbar und hochinfektiös!“ ausgestattet werden müßte.

Bisher eher ungewöhnlich: Es kann auch schon mal länger werden – der schmissige Stomp von „What Quid?“, misst siebeneinhalb, der Titelsong am Schluß sogar knappe neun Minuten, beide Instrumentals haben somit schon annähernde Livequalitäten; dazwischen als Neuzugang im Klangspektrum die lässige Ska-Nummer „I’m So Sorry“. Dieses Album und der Umstand, dass die drei bei ihren Live-Auftritten dem Vernehmen nach von Mum und Dad instrumental verstärkt werden, sollten reichen, allmählich den Hintern hochzubekommen und im Herbst einen der sechs Konzerttermine in Deutschland wahrzunehmen. Wer das nicht schafft, darf weiterschlafen.
http://www.kittydaisyandlewis.com/

16.09. Berlin — Huxleys
17.09. Hamburg — Grünspan
18.09. Köln — Essigfabrik
20.09. Darmstadt — Centralstation
21.09. Stuttgart — Longhorn LKA
24.09. München — Kesselhaus

Langeweile, verlängert



Depeche Mode „Remixes 2: 81-11“ (Mute)
Die Verdienste von Depeche Mode um die Remixkultur sind nicht nur an dieser Stelle schon zu Recht ausgiebig gewürdigt worden, Mitte der 80er waren sie zweifellos das, was man die Speerspitze der Bewegung nennt. Das waren die Zeiten, wo nicht der Name des jeweiligen DJs den größten Platz einnahm, sondern der Track selbst im Vordergrund stand, wo noch „maxi“ auf dem Vinyl stand und Begriffe wie Refix, Dub oder Vocal Edit eher selten zu hören waren. Der eingefleischte Fan brauchte auch keine zusätzliche Hilfe, um unter dem Label „Highland-“, „Slavery Whip-“, „Shizo-„ oder „Metal-Mix“ den passenden Song zu verorten – mit Efdemin, Darren Price, Mark Saunders oder Eric Prydz sollte ihm das heute deutlich schwerer fallen. Zur Genüge gehört und dennoch nicht falsch: Mit dem House ging‘s bergab, zu viele DJs erwiesen sich als die Totengräber der Remixkultur und Depeche Mode selbst gruben fleißig mit.

Das Maxi-Boxset gegen die Remixalben zu stellen ist deshalb mehr als ernüchternd: Hier zumeist kreative Ideen, die dem Song eine neue, überraschende Seite abgewinnen konnten, die ihn auseinandernahmen und auf verblüffende Weise wieder zusammensetzten – da die größtenteils einfallslose Verlängerung um ihrer selbst Willen, die bloße Aneinanderreihung von sattsam bekannten Versatzstücken. All das unterliegt dem Irrtum, dass ein überarbeitetes Stück grundsätzlich dem Diktat der Tanzbarkeit gehorchen muss, also mit einem ohrenbetäubenden und monotonen Wummern unterlegt gehört – an den Song an sich traut sich kaum jemand mehr heran, Tempovariationen, Stilbrüche, Fehlanzeige.

Auch die zweite Remix-Compilation der Engländer macht da leider keine Ausnahme. Die Deluxe-Version, unnötigerweise gestreckt auf drei CDs, versammelt auf den ersten beiden mehr oder weniger oft gehörtes Material mit weniger Licht und viel Schatten. Die Höhepunkte sind also schnell aufgezählt: Die Überarbeitung von „Suffer Well“ durch M83 gehört ebenso dazu wie die U.N.K.L.E.-Reconstruction von „John The Revelator“ – auch der SixToes-Remix der eigentlich recht schwachen SOTU-Nummer „Peace“ gefällt nach wie vor in seiner orchestralen Variation. Trentemollers „Wrong“ kann als gutes Beispiel für gefälligen Dancepop herhalten, „Fragile Tension“ von Peter, Bjorn & John beweist, dass Kürze einer guten Idee nicht im Wege stehen muss, Monolake’s „The Darkest Star“ refragmentiert das Original gekonnt. Eine Wohltat ist, trotz aller abgedrehten Loops, das älteste Stück (1985) der Sammlung – der „Death Mix“ von „Fly On The Windscreen“ gilt nicht zu Unrecht selbst schon fast als Klassiker. Als letztes auf der Habenseite dann natürlich die feine, komplett entschleunigte TripHop-Adaption der Zwischensingle „Only When I Loose Myself“ von Dan The Automator – der Japaner Nakamura bringt fette Beats und zartes Piano stilsicher in knappen fünf Minuten unter.

Die dritte Plastikscheibe bleibt aktuellen Bearbeitungen vorbehalten und enttäuscht, man muss es leider sagen, fast auf der ganzen Linie. Prydz‘ „Never Let Me Down Again“ funktioniert vielleicht früh um drei zugedröhnt unter der Spiegelkugel, auch Band-Ex Vince Clarke bekommt nicht mehr als eine spannungsarme Diskonummer aus „Behind The Wheel“ zustande. „Leave In Silence“ von Claro Intelecto ist mehr als ärgerlich, die Originalspur läuft ohne Anknüpfungspunkte unter dem Soundbrei davon, Alan Wilder wiederum enttäuscht beim widerborstigen „In Chains“ in seiner Rolle als lang ersehnter Heilsbringer und beim arg verkitschten „When The Body Speaks“ (Karlsson & Winberg) erwartet man, dass im nächsten Moment Ponyhofbarbie um die Ecke gesprungen kommt. Röyksopp geben sich für „Puppets“ wenigstens alle Mühe, dem Song etwas Neues und Ungehörtes abzuringen, das schaffen Karlsson & Winberg mit ihrem zweiten Versuch „Tora! Tora! Tora!“ dann auch – völlig verrückt und deshalb charmant. Ganz und gar lässig ist dann gegen Ende der „Medway-Smith-Remix“ von „Personal Jesus“ geraten, da wird es plötzlich ganz sonnig und der Soulboy schiggert mit breitem Lächeln vorbei. Nur ein schwacher Trost allerdings für ein überwiegend fades Album – nicht unbedingt für die Tonne, aber beileibe auch nichts für den Altar.
http://www.depechemode.de/

Montag, 6. Juni 2011

Tipper goes download



Der lustige Aufkleber, den – grob verkürzt – die Ex von Friedensnobelpreisträger Al Gore seit 1985 in den USA auf Platten mit allzudeutlichem Textinhalt pappen läßt, geht nunmehr einen weiteren Schritt und wird in dieser oder ähnlicher Form bald auch den legalen Downloadkunden entzücken. Nach anfänglichem Entsetzen hat sich das schwarz-weiße Ding ja schnell zu einem unbedingten Kaufargument gemausert; schwer vorstellbar, dass heute irgendein amerikanischer Rapper, der schwer auf Credibility und Authetizität zählt, ein Album ohne diesen Hinweis verkaufen kann, wenn er nicht zeitlebens als weichgespülter Chorknabe verunglimpft werden will. Ganz so klar ist trotzdem nicht, was das Label denen bringen soll, die ohnehin schon ge“beep“te Videos auf YouTube und „clean versions“ von iTunes gewöhnt sind ...

Freitag, 3. Juni 2011

It's not over until the fat lady sings



Natürlich sind die Feierlichkeiten zu Dylans 70stem nicht hinreichend abgeschlossen, bis nicht Rotznase Liam Gallagher seinen Senf zur Sause dazugegeben hat. Zugegeben, all die Coverstories gingen einem in letzter Zeit mächtig auf den Zeiger und werden auch dem alten Mann ganz und gar dusselig vorgekommen sein - muß man es deshalb so hart formulieren?

"I know all about him and that, but he’s a bit of a miserable cunt as far as I’m concerned. I like that tune he did 'Lay Lady Lay'. People go nuts for him, but he doesn’t really do it for me. ... All those fuckers playing their greatest hits are shitbags." (NME)

Ganz klar - er muß.

Donnerstag, 2. Juni 2011

DFW_US: 994 ff.



Depression: "... manche Leute also wissen, dass es mehr als nur eine Sorte der sogenannten Depression gibt. Eine Sorte ist schwach ausgeprägt und wird manchmal Anhedonie oder einfache Melancholie genannt. Dabei handelt es sich um eine Art geistige Erstarrung, in der man die Fähigkeit zu freudvollem Erleben oder zur Bindung an Gegenstände verliert, die einem früher etwas bedeuteten. ...
Dass die stumpfsinnige Anhedonie nur ein Pilotfisch an der Ventralflanke des wahren Raubtiers ist, des Großen Weißen Hais der Qual. Fachleute nennen diesen Zustand klinische Depression, Involutionsdepression oder unipolare Dysphorie. ...
Es ist ein Ausmaß an psychischem Schmerz, das mit dem uns bekannten menschlichen Leben schlechthin unvereinbar ist. Es ist ein Gefühl des radikalen und kompromisslosen Bösen, nicht nur ein Charakteristikum, sondern die Essenz der bewußten Existenz. Es ist ein Gefühl der Vergiftung, die das Selbst auf seinen fundamentalsten Ebenen durchzieht. Es ist ein Ekel der Zellen und der Seele. Es ist eine unabgestumpfte Intuition, in der die Welt voll und reich ist, belebt, keine bloße Karte und gleichzeitig qualvoll, bösartig und feindselig gegenüber dem Selbst, das Es zuwogt, in Seine schwarzen Falten hüllt, absorbiert und um das Es gerinnt, so dass eine fast mystische Einheit mit einer Welt erlangt wird, in der jeder einzelne Bestandteil auf qualvolles Unheil für das Selbst hinausläuft."

Suizid: "Der sogenannte psychotisch Depressive, der an Suizid denkt, tut dies nicht aus Zitat 'Hoffnungslosigkeit' oder der abstrakten Überlegung heraus, dass sich Soll und Haben des Lebens nicht ausgleichen. Und schon gar nicht weil der Tod plötzlich reizvoll erscheint."

Mittwoch, 1. Juni 2011

Westerwelle revisited



Gedanklich ist man schnell bei Kubricks "Clockwork Orange" oder den Clips von Romain Gavras (Justice/Stress, M.I.A./Born Free), die Spex beschwört dafür die spätrömische Dekadenz - wie auch immer: Das Video zur Kollaboration von Nick Cave und James Lavelle aka. U.N.K.L.E. "Money And Run" von Tom Haines (auch Paul Smith, Tunng) ist allemal ziemlich verstörend und läßt die Begleitmusik recht schnell in den Hintergrund treten - wer will: hier.

Anrufung



Am Freitag, den 3. Juni, könnten wir, wenn wir denn wollten, den Namenstag des Heiligen Kevin feiern. Doch, doch, den gibt es, und wer diesen Namen bisher eher für eine Diagnose gehalten hat, dem sei gesagt, dass Kevin von Glendalough, geboren um 498 bei Dublin, in Irland eine echt große Nummer ist - hierzulande bringt man ihn ja eher mit nervigen Filmwiederholungen oder neuerdings mit Borussia Dortmund (Großkreutz klingt irgendwie auch ziemlich katholisch, oder?) in Verbindung.

Der Heilige Kevin also gilt in Irland wie sonst nur Franz von Assisi als Schutzpatron der Tiere, er hat sich dem Vernehmen nach unter ihnen wohler gefühlt als bei den Menschen. Somit fallen die Singvögel auch in seinen Zuständigkeitsbereich und man möchte ihn an diesem Freitag dringend anrufen, einen doch mit weiterem Material von Chris Martin und seiner Combo Coldplay zu verschonen. Die werden nämlich an des Hl. Kevins Namenstag ihre neue Single "Every Teardrop Is A Waterfall" (ach Gottchen!) veröffentlichen und es steht zu befürchten, dass dem Machwerk auch noch ein Album folgen wird. Empfohlener Titel: "Sorge Dich nicht, singe!"

Unpassenderweise haben Coldplay auch schon die Lyrics zum Song auf ihrer Website dokumentiert und man darf konstatieren, dass alle Angst wirklich berechtigt ist:

"Maybe I'm in the black, maybe I'm on my knees
Maybe I'm in the gap between two trapazes
But my heart is beating and my pulses start
Cathedrals in my heart

And we saw on this light I swear you, emerge blinking into
to tell me it's allright
as we soar walls, every siren is a symphony
and every tear is a waterfall
oh
is a waterfall
oh oh oh..."

Pitchfork vermerkt dazu angenehm nüchtern: "If there's one band that shouldn't be releasing lyrics before people hear the actual music, it's probably Coldplay." Word.