Montag, 23. Mai 2011

Rundumschlag



Nun hat’s sogar die Bild am Sonntag kapiert, dass der Polizeiruf, vormals wahrgenommen als ostdeutscher Wurmfortsatz sonntäglicher Krimiunterhaltung und gern kenntnisfrei als “Polizeiruf Hundertzehn” belächelt, dass also diese Sendung mittlerweile dem weniger guten als alten Tatort den Rang abzulaufen droht. Natürlich nicht mit Jaecki Schwarz, das wäre auch zu gruselig, sondern mit dem Rostocker Traumpaar Anneke Kim Sarnau und Charly Hübner alias König und Bukow, gerade erst wieder bewiesen mit “… und raus bist Du”, dem vierten und aktuellen Fall der beiden.

Die besten Geschichten, die witzigsten Dialoge und die überraschendsten Drehbücher kommen also keinesfalls aus dem mittlerweile ziemlich selbstgefälligen und längst abgefeierten Münster (sorry, Axel), nicht aus dem öden Stuttgart (Beileid, Richie), nicht aus Bremen oder Konschtanz, schon gar nicht aus dem Mekka der Schönheitschirurgie Leipzig (geht’s noch, Frau Thomalla?), sondern eben aus der mecklenburgischen Landeshauptstadt. Selbst ehemaligen Straßenfegern wie dem nur noch selten komischen Seniorenduo Batic/Leitmayr (wobei Herr Nemec aus erwähnten Gründen wohl bald in Leipzig einsteigen dürfte) gelingt kaum noch Erstaunliches, das kölsche Pärchen Schenk/Ballauf gefällt sich zunehmend in tranigem Opagetue bzw. selbstmitleidigem Junggesellenjammer – einzig Kopper versucht sich in Ludwigshafen an leidlicher Unterhaltung, Milberg und Tukur genießen quasi Artenschutz und als lichter Streifen am Horizont gingen kürzlich nur Król und Kunzendorf für Frankfurt ins Rennen.

Noch, ja noch soll Mehmet Kurtulus nicht vergessen werden, der die Nordeutsche Achse zwar ausbalanciert, bald aber nicht mehr zur Verfügung steht. Wenn dann noch Matthias Brandt und Anna Sturm (München) und Maria Simon (Potsdam) zur 110 gehen, wird aus dem Hochamt Tatort schnell ein betuliches Rosenkränzchen.

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