Freitag, 7. Januar 2011

Gehört_224



Passarella Death Squad “Passarella Death Squad”
(The Republic Of Desire)
Eigentlich spricht nichts dagegen, den Zustand “nichts wissen” zuweilen als angenehm zu empfinden, allerdings nur dann, wenn er recht bald vom Bedürfnis “wissen wollen” flankiert und alsbald negiert wird. Um Letzteres zu stillen hat, wie jeder weiß, der Herrgott nach massivem Murren der sterblichen Gefolgschaft schnell noch am Tag, der eigentlich der Ruhe vorbehalten war, “Wikipedia” erschaffen. (Dass er dabei gegen seine sonst vorbildliche Sorgfaltspflicht verstoßen hat, erkennt man daran, dass heutzutage jedes Schulkind beim Verfassen einer stinknormalen Allerweltshausaufgabe ohne das digitale Nachschlagewerk regelrechte Panikattacken bekommt – außerdem war der Belzebub so clever, mit Julian Assange einen sehr lehrreichen Zögling auf Erden zu platzieren, der in so ziemlich alle Suppen spucken konnte, die droben – aber das ist ein anderes Thema …)

“Nichts wissen” über PDS heißt also stöbern und aus den hervorgegrabenen Versatzstücken läßt sich dann eine nicht ganz gewöhnliche Geschichte bauen. In erster Linie nämlich sind die Londoner Danny Broddle und Emilie Albisser seit 2004 als Designer unterwegs und entwerfen für ihre Jünger vornehmlich schwarz gehaltene Mode für Liebhaber der späteren Stunden – also Clubbesucher, Nachtanbeter etc. Irgendwann sind die beiden dann auf die Idee gekommen, dass sie sich die Musik zu ihren Klamotten auch gleich selbst dazubasteln könnten, was das DJ magazine zu dem treffenden Kommentar veranlaßte: “Passarella Death Squad make beautiful clothes with a perfectly matching soundtrack.“ Gothtronic heißt das Ganze dann, wohlig blubbernde Synthieloops und dunkel pulsiernde Beats im Stile von The Knife, Human League, Clan Of Xymox oder Dead Can Dance unterlegen Albissers monotone und emotionsarme Stimme – gut geeignet für den unterkühlten Schreittanz im abgedunkelten Ambiente. Schweißperlen muß man dabei nicht befürchten – außer beim kraftvollen „Ima“ ist das Tempo eher untertourig angelegt.

Für die Gestaltung des Verpackungswerks konnten die derzeit schwer angesagten Pariser Fotokünstler und Designer Mathias Augustyniak und Michael Amzalag, bekannt unter dem Logo M/M, gewonnen werden, die unter anderem schon das visuelle Konzept für Björks „Vespertine“-Projekt entwarfen, man mag es also kunst- und stilvoll. Ob und warum allerdings eine Todesschwadron nach der argentinischen Fußballlegende Daniel Passarella benannt werden muß, konnte in der Kürze der Zeit nicht einmal Wikipedia beantworten ...
http://www.passarella.co.uk/ und http://passarelladeathsquad.blogspot.com/

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