Dienstag, 14. Dezember 2010

Gehört_218



Forest Swords „Dagger Paths“ (No Pain In Pop)
Nun will ich nicht behaupten, dass dieses Jahr ohne die Erwähnung der Forest Swords nicht hinreichend verabschiedet werden könnte, ganz so taufrisch ist das Projekt von Matthew Barnes aus der Nähe von Liverpool zudem auch nicht mehr, denn die hier genannte EP wurde schon im März veröffentlicht. Ein paar Worte dennoch dazu.

Irgendwo habe ich über diese Mischung aus Wave, DubStep und Minimal Electro gelesen, Forest Swords seien „britische Küstenmusik mit Hang zur Apathie“. Und was da schon mit dem ersten Track „Miarches“ so reichlich finster aus den Boxen kriecht, hat tatsächlich eine etwas betäubende, seltsam unbeteiligte Aura. Bekanntgeworden sind Forest Swords ja eher durch Kollaborationen mit ähnlichgelagerten Einmannkapellen wie Four Tet oder Burial, mancher hat sie auch durch feine Remixarbeiten für und mit den These New Puritans und Pariah im Mittelohr. Die nunmehr eigenen Arbeiten unterscheiden sich von diesen Sachen nur unwesentlich: Kunstvoll vertonte Tristesse, der Beat als schroffer, müder Taktgeber, Gesangsfetzen und –samples ebenso eingestreut wie die immer wiederkehrenden Gitarrenloops, die sich durch die gespenstische Trostlosigkeit fräsen.

Nach einem fast neunminütigen „Hoylake Misst“ mit wehmütigem Poltern, Schmatzen und Jammern setzt Barnes für „Glory Gongs“ auf den pulsierenden Basslauf einen schönen Morricone-Loop, ähnliches kennt man ja schon aus dem südlicher und wohl auch sonniger gelegenen Bristol, gegen diese klirrend kalten Klangkonstrukte wirken die Songs von Portishead allerdings eher wie schmeichlerische Wiegenlieder. Zerfranste, mäandernde Maschinenmusik, aus nachtschwarzen Untiefen ans trübe Licht geholt, bei „If Your Girl“ steigt einem das Grauen den Nacken empor und hämmert gegen Ende erbarmungslos auf den Schädel. Ein Titel wie „The Light“ muß einem wie Hohn erscheinen – solches wählt man sich, wenn man in fester Holzumrandung schon zur Unterbodenpflege abgestellt worden ist.

Nun sollte sich keiner von diesen Zeilen allzusehr abschrecken lassen – auch solches Tun will gelernt sein und Barnes beherrscht es nahezu perfekt. Bei aller Trostlosigkeit, die er mit seiner Musik transportiert und suggeriert, verbindet er mit seinen Stücken doch auch eine erhabene Ruhe und eine Art stolzer Einsamkeit. Und irgendwie fühlt man sich nach überstandenem Klangbad ein Stück weit geläutert und einmal mehr gefeit gegen die Versuchungen des hinterhältigen, liebedienerischen Monstrums namens Pop. Was es nicht alles Nützliches gibt ...
http://www.myspace.com/forestswords

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