Mittwoch, 24. November 2010

Gehört_212



Nouvelle Vague „Couleurs Sur Paris“ (Universal)
Gerade erst wohlwollend die fremden Federn von Element of Crime durchgewunken, da klopft schon die nächste geschmackliche Bewährungsprobe an die Tür: Nouvelle Vague haben ein neues Album. Und wer nicht gerade Kaffeebarbesitzer oder Liftboy ist, wird jetzt die Hände überm Kopf zusammenschlagen – nicht die schon wieder! Doch, die schon wieder oder immer noch, diesmal allerdings bleiben sie quasi daheim und covern französisches Liedgut, vornehmlich natürlich wieder aus den allzeit bewährten 80ern.

Ob sie sich und ihren stolzen Landsleuten damit allerdings einen großen Gefallen getan haben, darf bezweifelt werden. Denn neben einer ganzen Reihe hierzulande eher unbekannter Bands wie Wunderbach, Taxi Girl, TC Matic oder Kas Product vergreifen sie sich eben auch an einer Reihe von französischen Nationalheiligtümern wie Etienne Daho, Les Rita Mitsouko, Indochine oder Manu Chao. Wenn das letzte Album schon fast auf die Liste der rezeptfreien Schlafmittel gehört hätte, so hat sich „Couleurs Sur Paris“ diesen Platz nun zweifelsfrei verdient, auch die netten Stimmchen von Béatrice Martin alias Coeur de Pirate, Olivia Ruiz oder Herzchen Vanessa Paradis können daran nichts mehr ändern. Der Umstand, dass sich Nouvelle Vague diesmal nicht einzig auf den Bossa Nova kapriziert haben – in diversen Interviews als forsche Weiterentwicklung gefeiert – hilft da leider auch nicht weiter. Ein müder und blutarmer Song reiht sich an den anderen und wenn mal, wie bei „So Young But So Cold“ oder „Oublions L’Amerique“ etwas Leben und Freakness in die Bude kommt, schrickt man regelrecht hoch aus dem Dämmerschlaf.

Vorbei also die Zeiten, da die Franzosen den Charakter der gecoverten Stücke halbwegs in ihre Neuabmischungen zu übersetzen wussten, keine düsteren Überraschungen mehr wie bei „In A Manner Of Speaking“, „Dance With Me“ oder „Bela Lugosi’s Dead“, hier werden Klassiker wie „L’Aventurier“ oder „Marcia Baila“ ideenarm verwurstet und der frankophile Stephan Eicher kommt mit „Two People In A Room“ auch nicht besser weg. Einzig das dunkle „Je Suis Déjà Parti“ von Taxi Girl hat ein Stückchen Gänsehaut abbekommen.

Was also am Anfang noch lustig war, verkommt spätestens auf dieser Platte zur ärgerlichen Leichenfledderei, wollen wir hoffen, dass Nouvelle Vague auch zu Hause dafür kräftig eins auf den Deckel bekommen.
http://www.nouvellesvagues.com/

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