Mittwoch, 16. Juni 2010

Gehört_150



Stars "The Five Ghosts" (Alive)
Vom aktuellen Oberhaupt der katholischen Kirche gibt es eine recht treffende Charakterisierung seiner auszufüllenden Rolle mit dem sinngemäßen Wortlaut, er wäre nichts anderes als ein stiller Arbeiter im Weinberg des Herrn. Wohl wissend, dass die Haare, an denen dieser Vergleich herbeigezogen worden ist, sehr strapazierfähig sein müssen, steckt doch eine kleine Parallele zur Indiepopband Stars dahinter: Die Kanadier um Torquil Campbell und Amy Millan stellen sich seit dem Jahr 2001 in liebenswerter Bescheidenheit und mit unermüdlichem Ehrgeiz in den Dienst des schönen, des zarten und tagträumerischen Popsongs und liefern ohne viel Aufhebens seit dieser Zeit jede Menge zauberhaftes Material auf diversen Alben und Singles ab. Über die Wahrnehmung des Selbstbildes eines Papstes kann man nun getrost das Streiten anfangen, bei den Stars ist solches schlichtweg unmöglich - die Musik ist derart berückend, zuckersüß und satt an schwelgerischen Harmonien, dass jedwede Missstimmung im Ansatz stecken bleiben muss. Natürlich fahren sie damit öfters hart an der Grenze zum Kitsch und Dido scheint das eine oder andere Mal schon die Hand auszustrecken - ebenso gut könnte man aber auch auf lobenswertere Vergleiche mit Everything But The Girl, den noch immer unerreichten Sundays oder auch dem britischen Künstlerkollektiv Chumbawamba kommen. Auf "The Five Ghosts" werden im Grunde die Muster des Vorgängers "In Our Bedroom ..." von 2007 nur marginal verändert, ein wenig mehr Elektronik scheint verwendet, die Texte sind bei aller Beschwingtheit der Begleitung einmal mehr melancholisch und so sepiafarben wie das Plattencover gehalten. Höhepunkte vielleicht die aufeinanderfolgenden "He Dreams He's Awake" mit mystisch anmutendem Chorgesang und das unglaubliche "Never Been Good With Changes", da möchte man Amy Millan regelrecht zu Füßen fallen. "Fixed" und "We Don't Want Your Body" sind erstklassige Singles, bei "The Passenger" grüßt David Bowie aus dem Raumschiff, flankiert von lockerem New-Wave-Beat. In der Summe muss man das mögen. Wer das nicht tut, kann sich ganz gewaltig den Magen verderben, allen anderen wird der Hauptgang wieder einmal nicht ausreichen.
http://www.myspace.com/stars

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