Donnerstag, 6. Mai 2010

Gehört_138



Nada Surf „If I Had A Hifi“ (Rykodisc)
Kürzlich hatte ich hier die Musik von Nada Surf in anderem Zusammenhang als „intelligent“ bezeichnet, davon will ich auch keinen Deut abweichen, haben sie doch immerhin mit „Let Go“ eine der wunderbarsten Platten des amerikanischen Gitarrenpop gemacht, die in keinem Jahrhundertkanon fehlen darf. Ein wenig sind sie dann aber ins Hintertreffen geraten, die allwissende Musikkritik hatte das Folgealbum „Weight Is A Gift“ noch wohlwollend zur Kenntnis genommen, „Lucky“ spielte dann nicht mehr so die große Rolle. Hauptvorwurf, das war nicht nur zwischen den Zeilen zu lesen: Nada Surf seien über die Jahre zu harmlos, zu spannungsarm geworden und die Zeiten, in denen sie mit ihrer Musik Maßstäbe zu setzen wußten, seinen unwiderbringlich vorbei. Hand auf’s Herz: ganz so sehr daneben lag diese Einschätzung nicht, auch wenn schnell vergessen wird, dass die Jungs auch auf weniger guten Alben immer noch einzigartige Stücke anzubieten hatten (Always Love, See These Bones). Nun also ein Cover-Album und die Frage, ob diese zwölf Songs aus fremder Feder vielleicht wieder versöhnen können. Die Setlist spricht schon mal eine mutige Sprache – Altbewärtes steht hier neben eher Abseitigem, allseits Bekanntes und einiges, was überraschen kann. Natürlich schreit die Wahl von Depeche Mode’s Klassiker „Enjoy The Silence“ ganz laut „Warum? Warum immer die gleichen Songs?“, man hört es und merkt, dass dem Stück doch noch eine feine und neue Seite abgerungen wurde, Respekt. „Love Goes On“ dagegen klingt trotz schöner Bläsersätze mit Grant McLennan noch eine Spur frischer und schlüssiger. Arthur Russells „Janine“ ist im Original schon sehr kurz, Nada Surf haben es trotzdem noch einmal halbieren können, trotzdem schön. Gelungen sind auch Dwight Twilleys „You Were So Warm“ und die spröde Spoon-Single „The Agony Of Laffitte“ – letztere kann dann auch mal mit ein paar rauheren Chords aufwarten, das freut. Mit der Version von Kate Bush’s „Love And Anger“ kann ich so gar nichts anfangen, die geht für mich ziemlich daneben, bei „Question“ von The Moody Blues liegt’s eher am breitbeinigen Bluesrock, der meine Sache nicht ist. Auch „Bright Side“ – eines der Stücke mit aktueller Quelle – klappt nicht so gut, die leicht angepunkte Note von The Soft Pack fehlt und läßt das Stück somit etwas flau erscheinen. Zwei Ausflüge in „fremdsprachige“ Gefilde noch – französisch hatten Nada Surf ja schon früher im Programm, nun also „Bye Bye Beaute“ von Benjamin Biolays Schwester Coralie Clement, einer der besseren Songs. Das etwas düstere „Evolution“ der spanischen Mercromina geht dank der schönen Hooklines als gewagt und gewonnen durch. Unterm Strich bleibt das Album für mich aber dennoch recht durchwachsen, die zwingenden Melodien, die einen früher packen konnten, kommen einfach zu kurz und zu selten. Als Coverband wiederum funktionieren Nada Surf nur bedingt, insofern kann „If I Had A Hifi“ nur ein durchaus interessanter Zwischenstopp bleiben.
http://www.nadasurf.com/

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