Montag, 3. Mai 2010

Gehört_134



Crystal Castles „Crystal Castles“ (Universal)
Die Crystal Castles sind so eine Band, bei denen selektives Hören als Grundlage für eine Kaufentscheidung ganz gewaltig in die Hosen gehen kann. Wählt man beim neuen Album zum Beispiel aus lauter Lust und guter Laune die Titel „Celestica“ oder „Suffocation“, könnte man schnell zu dem Trugschluß gelangen, hier würden Michael Cretu mit seinem schauerlichen Ungetüm „Enigma“ oder die ebenso gnadenlosen Deep Forest eine unverhoffte (und nie gewollte) Auferstehung feiern – Großraumdisko rules! Die CD dann zu Hause, mit Knabberkram auf der Couch gemütlich gemacht und das Eröffnungsstück „Fainting Spells“ auf Anschlag, wird’s einem dann aber ganz schnell die Löffel vom Stamm hauen, denn da hat jemand so gar keine Lust auf den vielleicht vermuteten Kuscheltrance. Die Crystal Castles lieben offensichtlich die Irritation, denn auch auf dem Debüt von 2008 wurde mit dem bezeichnenden Stück „Untrust Us“ eine sehr verwirrende, eher umschmeichelnde Eröffnung gewählt. Die Bandbreite ist also groß angelegt, von eher ruhigen Tracks (Violent Dreams) über die verschrobene, pluckernde Variante inklusive Gitarrenanriß und betonter Dissonanz (Birds) bis hin zum selbstzerstörerischen „I’m Made Of Chalk“ am Schluß, wo gleichsam der komplette Song durch den Hechsler geschickt wird, ist alles dabei. Wenn man jetzt wie ich kein so unbedingter Fan von diesem – naja, Noise-Electro ist, wird’s gegen Ende vielleicht etwas viel, aber grundsätzlich gefällt der Ansatz des Projektes ganz gut, derart konsequent gegen die Erwartungen zu arbeiten. Wer sie lieb haben will, muß sie auch böse nehmen – das eine ohne das andere wird bei dieser Band nicht funktionieren.
http://crystalcastles.com/

Keine Kommentare: