Mittwoch, 24. März 2010

Gehört_122



Band Of Skulls „Baby Darling Doll Face Honey" (Rykodisc)
Für einen Fan des FC St. Pauli ist eine gewisse Affinität zu dieser Band aus naheliegenden Gründen nicht zu verhehlen, zweifellos macht aber auch der keinen Fehler, der hier – unabhängig von der Namensgebung – das eine oder andere Ohr mehr riskiert. Das Debütalbum der südenglischen Kapelle brauchte, leider nicht unüblich, knappe zwölf Monate für den Weg ins Regal der deutschen Dealer, glücklicherweise konnte sich der umtriebige Kinogänger jedoch schon beim Soundtrack des Vampirsequels „New Moon“ von der Qualität der Band überzeugen – „Friends“ gehörte dort zu den besseren Titeln. Erleichtertes Aufatmen dann, denn auf „Baby Darling ...“ ist es ihnen gelungen, den Erwartungen für eine komplette Albumlänge gerecht zu werden. Sicher, große Songideen lassen sich nicht destillieren aus dieser knorrigen Garragenrockmixtur, doch wer ihnen nur simples Plagiat zwischen Kills, Duke Spirit und White Stripes unterstellt, greift ungnädigerweise zu kurz. Auch wenn Russel Marsdens Gitarrenarbeit zuweilen stark an die von Jack White erinnert (Light Of The Morning, Death By Diamonds...) und der weibliche Gesangspart wiederum an den von Alison Mosshart, so gelingt ihnen doch bei fast jedem Song eine durchaus eigenständige und gefällige Schattierung. Denn den Gang in die Untiefen des Sentiments, den zumindest die White Stripes scheuen wie der Teufel das Weihwasser, bekommen die Totenköpfe passabel hin – sei es beim anrührenden „Fires“ oder dem ganz und gar akkustischen „Honest“. Auch die hüftsteifen, staubtrockenen Bluesbrocken „Blood“ und „Dull Gold Heart“ erweisen sich als gelungene Kompositionen – im Übrigen ein schöner Kontrast zur eher massentauglichen Single „I Know What I Am“. Weniger amüsant, fast schon ärgerlich die Momente, in denen die drei meinen, ihrem Soundspektrum noch die Spielart „gefühliger Soulrock“ hinzufügen zu müssen und so bei „Impossible“ und „Cold Fame“ die Assoziationskette zu U2 knüpfen – das hätte es nicht gebraucht. Beruhigend deshalb zu erfahren, dass Sängerin Emma Richardson in ihrer Freizeit in einer Metzgerei arbeitete und dort die Ideen für ihre Trichinengemälde sammelte – das klingt standesgemäß und wäre für den bekennenden Vegetarier Bono wohl eher ein NoGo.
http://www.bandofskulls.com/

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