Dienstag, 2. Februar 2010

Gehört_100



Gil Scott-Heron „I’m New Here“ (XL)
So manch einer wird sich fragen, welcher tiefere Sinn und Nutzen im Rezensieren und Bloggen wohl liegen mag. Nun, für den User läßt sich das schwer beurteilen – den kennt man schließlich nicht. Für den, der schreibt, liegt der Fall klarer: Er wird gewiß nicht dümmer dabei. Und das gilt vor allem für die speziellen Fälle, bei denen man von den Dingen, die es zu beurteilen gilt, nahezu keinen blassen Schimmer hat. Beispiel: Gil Scott-Heron. Wenn man zurück ist vom Contentfishing, ohne das man ehrlicherweise nicht auskommt, weiß man: Dieser Mann spielt defintiv in einer eigenen Liga, und die heißt nicht Kreisklasse. Man muß deshalb nicht meine Theorie, nach der seine Mannschaft im Sturm mit den vergleichsweise jungen Grandmaster Flash und Africa Bambaataa besetzt ist, teilen. Fest steht, Gil Scott-Heron ist ein Großer, einer der schon allein durch seine Präsenz Respekt einflößt, einer also, wie es sie im schnellebigen Musikbusiness nur noch selten gibt. Der Plattentitel kann durchaus in mehrerer Hinsicht als reines Understatement gedeutet werden – entweder er kokettiert mit seinem Alter, seiner Erfahrung im Kreise der jungen, ambitionierten Soul-, Jazz- und Hiphopszene, oder er meint tatsächlich, mit seiner Art Musikverständnis so weit aus der Zeit zu sein, dass er sich erst einmal neu orientieren, gleichsam neu anmelden muß in dieser Welt aus Attitüde, Coolness, Perfektionismus und Glamour. Die aktuelle Platte hat jedenfalls mit seinen früheren Songs wie „The Bottle“, „It’s Your World“ oder auch „The Revolution Will Not Be Televised“ nur noch begrenzte Ähnlichkeit – „I’m New Here“ präsentiert sich so dunkel wie Scott-Herons Vergangenheit selbst, eine unheilvoll pochende und äußerst faszinierende Mischung aus Poetry Slam und Slum Poetry. Alles erscheint „stripped to the bones“ – karg, auf das nötigste beschränkt. Und all das hat trotzdem Soul, viel Seele, jede der kurzen Erzählungen, Interludes, welche die einzelnen Songs umrahmen, auch die Stücke selbst: Das barmende „Me And The Devil“, der behutsam gezupfte Titelsong, der traurige Blues von „I’ll Take Care Of You“, ebenso der düstere Sprechgesang bei „Your Soul And Mine“. „New York Is Killing Me“ scheint vom Knochenmann selbst geschrieben, „The Crutch“ besteht fast nur aus ein paar Drums und einer eher hilflosen Melodie. Aber das eben ist es, was diese Platte so reizvoll macht – sie hat so gar nichts anziehendes, nichts, was sich anschmeichelt oder schön und gefällig aussehen will. Und doch hat Produzent Richard Russell damit das geschafft, was Rubin mit Cash angestellt hat: Er läßt ihn berühren und hält ihn so in dieser Zeit. 28 Minuten, wofür andere Jahre brauchen. Hochachtung. http://gilscottheron.net/

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

There is a proper procedure for taking advantage of any investment.
Music, for example. Buying a CD is an investment.
To get the maximum you must

LISTEN TO IT FOR THE FIRST TIME UNDER OPTIMUM CONDITIONS.

Not in your car or on a portable player through a headset.
Takt it home.
Get rid of all distractions, (even her or him).
Turn off your cell phone.
Turn off everything that rings or beeps or rattles or whistles.
Make yourself comfortable.
Play your CD.
LISTEN all the way through.
Think about what you got.
Think about who would appreciate this investment.
Decide if there is someone to share this with.
Turn it on again.
Enjoy yourself.

Gill Scott-Heron