Dienstag, 16. Juni 2009

Gehört_37



The Gossip "Music For Men" (Sony)
Bei all dem Ballyhoo inklusive szenetypisch enervierendem Begleitpersonal von Zopfhanserl Lagerfeld bis Modelheroin(;-)e Kate Moss ist fast in Vergessenheit geraten, dass Beth Ditto nebst Kombo The Gossip kurz nach der Jahrtausendwende angetreten war, dem arrivierten Schubladendenken der Musikbranche mit ihrem energiegeladenen Mashup von Punk, Soul und Disko mal kräftig in den Arsch zu treten. Und natürlich nimmt sie die Einladung gern an, der nach Hippness lechzenden Prominenz das ach so abgefahrene Role Model zu geben, zeigt sich geschickt mit den richtigen Leuten, trifft mit ihrer Toughness den passenden Ton und spielt die Trumpfkarte Sex in bewundernswert souveräner Weise wo sie nur kann. Und, mein Gott, Kelly Osourne nimmt sich neben ihr förmlich wie ein spätpubertierendes Schulmädchen aus … Also, die Musik – ja, hätte man wie gesagt fast vergessen, dabei ist „Music For Men“ wieder ein unglaublich sattes Album geworden, schier berstend vor Selbstbewußtsein und bestem Songmaterial. Anders als beim rocklastigeren Vorgänger „Standing On The Way Of Control“ weist der Weg beim Nachfolger deutlich mehr in Richtung Disko und auch wenn sich ab und an mal etwas Gleichklang eingeschlichen hat, sind die Songs doch nach wie vor treibende, schwitzende Durchlauferhitzer. Nach den ersten drei brillanten, altbewährten Nummern – grandios „8th Wonder“ – kommt er in Fahrt, der Danceexpress. „Love Long Distance“, „Pop Goes The World“, „Vertical Rhythm“ – durch die Bank auf der Tanzfläche zu Hause, beim Titeltrack gibt’s sogar ein kokettes „Chain, Chain Chain“ obendrauf – Aretha Franklin auf Acid. Auch der Rest wird einfach nicht schlechter, allenfalls etwas gemäßigter. Ganz kurz wird noch mal mit der Gitarre dazwischengehauen, bei „2012“ meint man sogar ein wenig Souxie Sioux durchzuhören, „Spare Me From The Mold“ ist bester Punk. Wer diese Frau übrigens noch nicht live gesehen hat, sollte das dringend nachholen – auch wenn das jetzt wohl nicht mehr ohne störende mediale Nebengeräusche (s.o.) zu haben sein wird. Ach – und übrigens, schöne Grüße an Kollegin Karen O., wenn schon Disko, dann doch bitte so! Ansonsten: Mein Tip - Platte des Jahres.

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